Unweit der Adria Küste zwischen Ravenna und Ancona gelegen, behauptet sich der Zwergstaat San Marino seit dem Jahr 366 als selbständige Republik.
Dieses Faktum ist vor allem der geografischen Lage auf einem rund 700m hohen Felsen zu verdanken, der den Kleinstaat fast uneinnehmbar machte. Mit dem aufkommenden Tourismus dachte man bereits zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert an den Bau einer Bahnverbindung ins nahe gelegene, mondäne Rimini. Es sollte aber bis 1928 dauern, ehe der Bau einer elektrischen, damals hochmodernen Schmalspurbahn auf 950 mm Spurweite und mit 3000 Volt Fahrleitungsspannung in Angriff genommen wurde. Die Eröffnung der neuen, internationalen Schmalspurbahn erfolgte 1932. Es war durchaus eine Bahnstrecke der Besonderheiten. Bei einer Gesamtlänge von 31,5 km verliefen 19,8 km im Staatsgebiet von San Marino, die restliche Strecke in Italien.
Auf die doch eher bescheidene Streckenlänge wurden 639 Höhenmeter überwunden. Spektakulär und den Vergleich mit Alpenbahnen nicht scheuen zu brauchen, waren 3 große Viadukte, 17 Tunnel - davon 2 Kehrtunnel. Der Fahrpark bestand aus 4 Triebwagen, 6 Beiwagen und 18 Güterwagen. Täglich verkehrten 5-6 Zugpaare mit einer Fahrzeit von 50 Minuten.
Das Ende kam bereits nach nur 13 Jahren. Am 26. Juni 1944 wurde die Region Rimini und San Marino (obwohl neutral) von einem verheerenden Luftangriff der Alliierten heimgesucht. Dabei wurde die Bahn so nachhaltig zerstört, dass eine zeitnahe Wiederinbetriebnahme auszuschließen war. Immer wieder gibt es bis heute Initiativen zum Wiederaufbau der unvergessenen "Blauen Elektrischen". Bis jetzt vergebens, und mit jedem neuen Straßenbauprojekt entlang der alten Strecke mindern sich die Chancen auf eine Reaktivierung.
Als Wunder kann da schon die Reaktivierung eines 800 m langen Streckenabschnitts durch den 500 m langen Montale Tunnel nahe dem ehemaligen Anfangsbahnhof in San Marino Citta bezeichnet werden. In den Jahren
2011/12 gelang es den Freunden der Schmalspurbahn, einen der beiden bis heute erhaltenen Triebwagen und das kurze Streckenstück professionell restaurieren zu lassen. Heute verkehrt der Triebwagen AB 03 mit verminderter Spannung von 480 Volt Gleichspannung - für den Verwendungszweck aber ausreichend.
Ein Großteil des Fahrparks überlebte die Kriegswirren, hinterstellt in den Tunnelanlagen. Die Fahrzeuge wurden im Laufe der Jahrzehnte geplündert, und auch die Feuchtigkeit setzte ihnen arg zu. Umso schöner, dass der
Triebwagen AB 03, der Beiwagen AB 51 und der Güterwagen FC 22 wieder in neuem Glanz erstrahlen. Der AB 01 wartet noch auf seine Aufarbeitung. Der AB 02 wurde 1995 von Vandalen zerstört und der AB 04 diente als Ersatzteilspender für ähnliche Fahrzeuge der Lokalbahn Genua - Casella (aus dem Bestand der Südtiroler Fleimstalbahn).
Aktuell gibt es Überlegungen in San Marino, die wohl kürzesten Staatsbahnen der Welt bis Borgo Maggiore ( Bahn km 3, zu verlängern und damit einen spektakulären Streckabschnitt den Besuchern des
Kleinstaates zugänglich zu machen. Damit könnte die "Blaue Elektrische" zumindest wieder einen kleinen Beitrag zu den nicht geringen Verkehrsproblemen von San Marino leisten. Der Individualverkehr der Besucher
ist überbordend, und der Linienbus wie auch eine Seilbahn sind als Nachfolger der Lokalbahn heillos überfordert. Es bleibt also die Hoffnung auf zumindest eine "kleine" Eisenbahn-Lösung in San Marino.
Der perfekt restaurierte Triebwagen AB 03 (Carminati& Toselli/TIBB, 1931) im Montale Tunnel
Stolz prangt wieder das Staatswappen von San Marino am AB 03
Ein schwacher Ersatz für die Lokalbahn ist die 1959 errichtete und 1996 modernisierte Seilbahn von Borgo Maggiore zur Altstadt von San Marino mit einem Höhenunterschied von 166 m
Der restaurierte Beiwagen AB 51 steht auf dem Viadukt bei Fontevecchie
Vieler Orten findet man noch Relikte der Bahn - die Abtragung erfolgte nur jeweils anlassbezogen - hier der frühere Betriebsbahnhof Rimini Marina mit Remise und Werkstätte, heute ein Blumenmeer einer Gärtnerei
Ein Drehgestell des 1995 zerstörten AB 02 findet als Denkmal im ehemaligen Bahnhofgelände von San Marino Citta Verwendung
Blick in den reaktivierten Montale Tunnel
Das stadtseitige Tunnelportal des Montale Tunnel in San Marino Citta
Fotos & Text: Gunter Mackinger 8. Juni 2022
Dieses Faktum ist vor allem der geografischen Lage auf einem rund 700m hohen Felsen zu verdanken, der den Kleinstaat fast uneinnehmbar machte. Mit dem aufkommenden Tourismus dachte man bereits zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert an den Bau einer Bahnverbindung ins nahe gelegene, mondäne Rimini. Es sollte aber bis 1928 dauern, ehe der Bau einer elektrischen, damals hochmodernen Schmalspurbahn auf 950 mm Spurweite und mit 3000 Volt Fahrleitungsspannung in Angriff genommen wurde. Die Eröffnung der neuen, internationalen Schmalspurbahn erfolgte 1932. Es war durchaus eine Bahnstrecke der Besonderheiten. Bei einer Gesamtlänge von 31,5 km verliefen 19,8 km im Staatsgebiet von San Marino, die restliche Strecke in Italien.
Auf die doch eher bescheidene Streckenlänge wurden 639 Höhenmeter überwunden. Spektakulär und den Vergleich mit Alpenbahnen nicht scheuen zu brauchen, waren 3 große Viadukte, 17 Tunnel - davon 2 Kehrtunnel. Der Fahrpark bestand aus 4 Triebwagen, 6 Beiwagen und 18 Güterwagen. Täglich verkehrten 5-6 Zugpaare mit einer Fahrzeit von 50 Minuten.
Das Ende kam bereits nach nur 13 Jahren. Am 26. Juni 1944 wurde die Region Rimini und San Marino (obwohl neutral) von einem verheerenden Luftangriff der Alliierten heimgesucht. Dabei wurde die Bahn so nachhaltig zerstört, dass eine zeitnahe Wiederinbetriebnahme auszuschließen war. Immer wieder gibt es bis heute Initiativen zum Wiederaufbau der unvergessenen "Blauen Elektrischen". Bis jetzt vergebens, und mit jedem neuen Straßenbauprojekt entlang der alten Strecke mindern sich die Chancen auf eine Reaktivierung.
Als Wunder kann da schon die Reaktivierung eines 800 m langen Streckenabschnitts durch den 500 m langen Montale Tunnel nahe dem ehemaligen Anfangsbahnhof in San Marino Citta bezeichnet werden. In den Jahren
2011/12 gelang es den Freunden der Schmalspurbahn, einen der beiden bis heute erhaltenen Triebwagen und das kurze Streckenstück professionell restaurieren zu lassen. Heute verkehrt der Triebwagen AB 03 mit verminderter Spannung von 480 Volt Gleichspannung - für den Verwendungszweck aber ausreichend.
Ein Großteil des Fahrparks überlebte die Kriegswirren, hinterstellt in den Tunnelanlagen. Die Fahrzeuge wurden im Laufe der Jahrzehnte geplündert, und auch die Feuchtigkeit setzte ihnen arg zu. Umso schöner, dass der
Triebwagen AB 03, der Beiwagen AB 51 und der Güterwagen FC 22 wieder in neuem Glanz erstrahlen. Der AB 01 wartet noch auf seine Aufarbeitung. Der AB 02 wurde 1995 von Vandalen zerstört und der AB 04 diente als Ersatzteilspender für ähnliche Fahrzeuge der Lokalbahn Genua - Casella (aus dem Bestand der Südtiroler Fleimstalbahn).
Aktuell gibt es Überlegungen in San Marino, die wohl kürzesten Staatsbahnen der Welt bis Borgo Maggiore ( Bahn km 3, zu verlängern und damit einen spektakulären Streckabschnitt den Besuchern des
Kleinstaates zugänglich zu machen. Damit könnte die "Blaue Elektrische" zumindest wieder einen kleinen Beitrag zu den nicht geringen Verkehrsproblemen von San Marino leisten. Der Individualverkehr der Besucher
ist überbordend, und der Linienbus wie auch eine Seilbahn sind als Nachfolger der Lokalbahn heillos überfordert. Es bleibt also die Hoffnung auf zumindest eine "kleine" Eisenbahn-Lösung in San Marino.
Der perfekt restaurierte Triebwagen AB 03 (Carminati& Toselli/TIBB, 1931) im Montale Tunnel
Stolz prangt wieder das Staatswappen von San Marino am AB 03
Ein schwacher Ersatz für die Lokalbahn ist die 1959 errichtete und 1996 modernisierte Seilbahn von Borgo Maggiore zur Altstadt von San Marino mit einem Höhenunterschied von 166 m
Der restaurierte Beiwagen AB 51 steht auf dem Viadukt bei Fontevecchie
Vieler Orten findet man noch Relikte der Bahn - die Abtragung erfolgte nur jeweils anlassbezogen - hier der frühere Betriebsbahnhof Rimini Marina mit Remise und Werkstätte, heute ein Blumenmeer einer Gärtnerei
Ein Drehgestell des 1995 zerstörten AB 02 findet als Denkmal im ehemaligen Bahnhofgelände von San Marino Citta Verwendung
Blick in den reaktivierten Montale Tunnel
Das stadtseitige Tunnelportal des Montale Tunnel in San Marino Citta
Fotos & Text: Gunter Mackinger 8. Juni 2022