Hallo zusammen,
diesen Reisebericht habe ich schon mal an anderer Stelle gezeigt, doch ich möchte ihn hier nicht vorenthalten...
Eine sehr bereisenswerte Gegend mit gutem Erholungseffekt bieten die Ostseeinseln Wollin und Usedom in Pommern. Erstere erreicht man von Süden kommend mit dem Zug über Berlin, meist mit Umsteigen in Angermünde nach Stettin.
Nachdem wir in Fulda den ICE verlassen hatten, reisten wir mit dem IC mit Zielbahnhof Binz, weiter über Eisenach – Gotha – Erfurt – Weißenfels an der Saale, Merseburg, Halle (Saale) Hbf, Bitterfeld, Lutherberg, Berlin – Südkreuz, Berlin Hbf, Berlin – Jesundbrunnen, Bernau, Eberswalde bis Angermünde. Dieser Zug bestand aus einer 101 und IC Wagen, wovon der Steuerwagen am Schluß aus der IR Bauart war und somit öffnungsfähige Fenster besaß. Die Fahrt war schön, zügig und pünktlich ohne Besonderheiten. Bereits in Berlin Hbf stand auf dem Nachbargleis, daß der RE aus Elsterwerda mit über 60 min verspätet sei. Dieser fuhr dann unserem planmäßigen IC voraus und wir gammelten im Blockabstand hinterher. Keine Ahnung warum...
Ein Gleis weiter war der EC 178 (Prag – Dresden – Berlin – Angermünde, dort Umspannen auf 232, - Stettin) mit über 120 min verspätet angekündigt. Irgendwas mußte zwischen Dresden und Berlin sein. Der 178 hätte uns gleich folgen müssen. Auf der Fahrt bis Angermünde freute ich mich schon statt so einem klapprigem 628 in einem standesgemäßen Fernzug, bespannt von einer 232, die Großstadt Stettin zu erreichen…
In Angermünde angekommen, zeigte der Anzeiger EC 178 endet in Angermünde! Also Teilausfall. Nach dessen Ankunft durften die Reisende ebenfalls mit uns im 628 Platznehmen. Der Qualitätszug zwischen mehreren europäischen Großstätten fiel einfach mal ab einem kleinen Ort in Nordbrandenburg aus.
Zu allem Überfluß wartete wir auch noch über 35 min auf den nächsten RE aus Richtung Elsterwerda/ Berlin, der auch noch 10 min Verspätung hatte. Viele Reisende die in Stettin zum letzten Schnellzug nach Danzig/ Gdansk über Stargad/ Stagard Szczecinski – Belgard/ Bialogard – Stolp/ Slupsk - Neustadt – Gedingen/Gdynia – Soppot wollten, wurden schon unruhig. Wir hatten etwas mehr Luft auf unseren Schnellzug aus Lublin (Südostpolen) kommend und außerdem gab es noch folgende Regionalzüge nach Swinemünde/ Swinoujscie (sprich Swinusch – tsche). Inzwischen sickerte auch der Grund der Verspätungen durch: Idioten hatten bei Zossen Hakenkrallen in die Oberleitung geworfen!!!
Nun die Strecke zwischen Angermünde und Stettin ist ein Zeichen vernachlässigter Verkehrspolitik:
Ein paar Kilometer zweigleisig elektrifiziert bis zum Abzweig nach Stendell zum PCK Schwedt, dabei ist die Streckengeschwindigkeit von 120 km/h auch nicht durchgängig zu fahren. Dann geht es eingleisig weiter. Hier und da kann man kreuzen. In Tantow, der letzten Station in Deutschland ist sogar ein drittes Gleis da, falls mal zu überholen ist… Dort Kreuzten wir den Gegen 628, wir warteten noch mal fast 10 min. Bis dahin geht es eher gemütlich zu – 60 – 80, auch mal 100 km/h. Nach der Grenze kann man bis zum Knoten Stettin 100 fahren. Von zweitem Gleis und Oberleitung auch keine Spur. In Szczecin Gumencie/ Stettin Scheune beginnt die Oberleitung. Also haben wir eine Fahrdrahtlücke von keinen 50 km! Es ist peinlich – soviel zur europäischen Einigung. Da gab es vor der Wende viel bessere Direktverbindungen nach Polen, aber wir in der DDR sollten ja nichts von Solidarnozsch & Co mitkriegen und somit war ab 1980 auch diese Grenze für uns dicht.
In Scheune, wie die Eisenbahner sagen, spannen die Güterzüge um. Zwei Güterzüge mit jeweils 232/ 233 warteten auf Ausfahrt bzw. aufs Umspannen. Eine Class 66 von ITL hatte gerade vorgespannt, um nach Deutschland zu fahren.
In den Stettiner Knoten eingefädelt, fuhren wir in Stettin Hbf auf dem Stumpfgleis ein. Der 628 hatte Feierabend und die Mannschaft übernachtete in Stettin.
Gerade eingefahren, kam der Schnellzug nach Danzig, die Fahrgäste waren erleichtert. Wir gingen über die Fußgängerbrücke auf unseren Bahnsteig. Nach einigen Minuten kam unser Schnellzug Lublin – Swinemünde, bespannt mit einen EU 07 pünktlich auf die Minute genau eingefahren. Er war schon den halben Tag quer durch Polen gefahren und war 100% Plan. So muß das sein. Wir fanden ein schönes Abteil in einem Seitengangwagen. Bei der Ausfahrt aus Stettin Hbf überquert man den Westarm der Oder und hat einen wunderschönen Blick auf die Altstadt. Dann führt die Fahrt über die Oderinsel weiter. Dort befinden sich die Station Stettin Zentralhafen, das Bw und der Rangierbahnhof. Im Dieselteil waren viele Loks der Baureihe SM 42 (V100 größe, Rangierdienstvariante) abgestellt. Sonst überwogen die leistungsfähigen 6achsigen E-Loks der Baureihe ET 22 (Güterzugloks). Anschließend überquert der Zug den Ostarm der Oder und fährt bald dann in den Bahnhof Szczecin Dabie/ Stettin Altdamm ein. Bei der Ausfahrt teilen sich die Strecken in Richtung Danzig und nach Norden, die wir befuhren. Die Strecke ist für 120 km/h ausgebaut und zweigleisig. Die 120 km bis Seebad Misdroy/Miedzyzdroje (kurz vor Swinemünde) bewältigt der Zug in 1h und 10 min, ein guter Schnitt bei den Zwischenhalten.
Durch Kiefernwälder und weiten Felder rollte der Zug gen Norden. Die EU07 hatte keine Probleme mit den 9 Schnellzugwagen. Wir hielten noch in Gollnow/ Golenjow, wo die Kolberger Strecke abzweigt und in Wietstock/ Wysoka Kamjenska, wo es sich wieder gabelt nach Cammin/ Kamien Pomorski und Richtung Swinemünde. Kurz danach ändert sich die Landschaft. Es wird hügelicher, das sind die Spuren, die die Eiszeit hinterlassen hat. Links und rechts der Strecke sind endlose Felder. Dann wird eine große Brücke überfahren: Wir überqueren einen Oderabfluß und erreichen die Insel Wollin. Von der Brücke hat man einen schönen Blick auf das gleichnamige pommersche Kleinstättchen. Bald schließen sich endlose Wälder an, die zum Wolliner Nationalpark (seit 1961) gehören. Es sind meist Buchen. Einige Zeit später hält der Zug in Seebad Misdroy, einem Haltepunkt. Wir steigen aus und gehen gen Meer und erreichen unser Hotel direkt an der Strandpromenade. Den Abend lassen wir bei einem herrlichen Fischessen und einigen Bieren ausklingen, natürlich nicht ohne danach mit einem Verdauungsspaziergang die Ostsee zu begrüßen. Herrlich wieder mal diese saubere Seeluft. Man wünscht sich diese in Säcke zu füllen und mit nach Hause zu nehmen…
Die Insel Wollin ist ein wunderbares Naturparadies: Die Küste ist westlich von Misdroy mit einem breiten Strand und Dünen und östlich von Misdroy mit Steilküste. Sandiger Strand, sehr sauber, schönes Wasser.
Im Nationalpark gibt es ein Wildgehege, wo man Tiere aufpäppelt. Man kann sehr schön die Hirsche beim Brüllen und das zickige Spielchen der Hirschkühe beobachten. Dabei schmunzelt natürlich alles… Eine Spezialität ist die Zucht von Wisenten, die früher einmal hier lebten. Sie kommen aus Ostpolen und sollen auch mal wieder in ihrer alten Heimat auf Wollin ausgewildert werden. Man arbeitet auch sehr eng mit einem anderen Wildgehege auf Usedom zusammen. Das Gehege kann man gut mit einer kleinen Wanderung erreichen.
Per Fahrrad kann man die Südseite der Insel erkunden. Man sollte unbedingt nach Lebbin/ Lubin fahren. Der Ort liegt auf einem Hügel und man kann fast das ganze Naturparadies es Stettiner Haffs überblicken. Die Schönheit dieser Landschaft hat mich sehr überrascht, war es doch zu DDR Zeiten, da noch die Rede vom Oderhaff, wohl eine einzige Dreckbrühe. Der Blick geht weit über den anderen Oderausfluß, es ist die Swine.
Fährt man mit dem Zug nach Swinemünde beginnt schon kilometerweit vorher der Rangierbahnhof. Güterzüge, Anschlußgleise zum Hafen, Loks verschiedener Privatbahnen und von PKP Cargo bestimmen das Bild. Im Sommer ist der Personenbahnhof ein wichtiges Ziel vieler Bäderschnellzüge. Also ist dort dann immer was los.
Swinemünde ist eine quirlige Ostseestadt mit rund 40.000 Einwohnern und liegt zum Teil auf Wollin (Ostswine) und Usedom (Westswine). In Ostswine beginnt eine Eisenbahnfährlinie ins schwedische Ystad. Hier sehen wir das frühere DR Fährschiff "Rostock", welches einst zwischen Saßnitz und Trelleborg pendelte.
Zwischen den Stadtteilen fährt alle 20 min die kostenlose Fähre.
Usedomseitig hat man die Stadt an das Netz der Usedomer Bäderbahn mit der Station Swinemünde Centrum angeschlossen.
Dabei hat man die alte Trasse wiederbenutzt. Also hat Swinemünde wieder zwei Bahnhöfe, einen auf Wollin und einen auf Usedom. Die Stadt ist gut ausgestattet. Man kann stündlich und öfters nach Stettin und alle 2 Stunden nach Stralsund oder alle 30 min bis Wolgast/ Züssow fahren! Dann fahren noch die Usedomer und Wolliner Inselbusse auch alle 30 min oder stündlich. Ein Auto ist da auf jeden Fall ein Klotz am Bein.
Falls das Wetter mal schlecht ist, kann man die Ostseetherme in Ahlbeck besuchen und sich im Mineralwasser erholen. Die Therme hat auch einen Aussichtsturm, man hat einen guten Blick auf das Bw der UBB und den Bahnhof Heringsdorf.
Ausflugsschiffe verbinden die Seebrücken von Bansin, Heringsdorf, Ahlbeck und Misdroy.
Blick ins abendliche Misdroy:
Dort kann man z.B. Urlaub machen (auch Misdroy):
Tägliche Bilder:
Man schleppt immer zwei Währungen mit sich herum, denn auf der polnischen Seite zahlt man in Zloty und auf der deutschen (noch?) in Euro. Der Kurs ist 4:1. Oft wird auch in Polen Euro genommen, aber da legt man durchs Runden drauf.
Hotel war sehr gut und die Restaurants mit bester polnischer Küche und viel Fisch kann man jeden Tag wählen. Die Verständigung klappt gut, viele sprechen deutsch, die jungen Leute lernen das meist wie auch englisch in der Schule. Aber man freut sich sehr, wenn man als Gast auch mal sich bemüht ein paar Worte polnisch zu merken und anzuwenden. Auch wenn die Aussprache mit den vielen Zischlauten nicht ganz einfach ist und man das oft falsch macht, egal, man lacht dann viel zusammen und hat dann immer netten Kontakt, egal ob am Fahrkartenschalter, im Laden, in der Gaststätte oder auf dem Markt. Falls die Verständigung mal doch nicht klappt, meldet sich oft gleich jemand und hilft, der das gerade mitbekommt.
Das Publikum ist auf dem deutschen Teil von Usedom, sagen wir etwas älter, während auf dem polnischen Teil Usedoms und Wollins viele junge Familien und junge Leute Urlaub machen. Es geht aber sehr gediegen und schön zu.
Viele Leute äußern zu Reisen und Urlaub in Polen immer noch falsche Vorbehalte wegen der Sicherheit. Das ist im großen und ganzen Käse, weil sich z.B. auf dem Frankfurter Hbf und Umgebung mehr Gesindel herumtreibt, als ich je auf den Fahrten nach Polen zusammen gesehen habe! Egal ob das jetzt in den Masuren, im Riesengebirge, in Danzig oder Breslau oder jetzt war. (Nur damals in Elbing/ Elblag war mir am frühen Abend etwas komisch, ich kann es nicht erklären, was da los war.)
Man hat ein normales Empfinden und braucht keine Angst haben – Gauner und Gangster gibt es überall auf der Welt, vielleicht so in Frankfurt und Elbing, duck und wech…
Die Rückfahrt legten wir zwischen Misdroy und Stettin in einem EN57, einem weit verbreiteten, dreiteiligen, bewährten Elektrotriebwagen zurück. Der alte Schaffner von kleiner Figur mit Glatze und Brille musterte genau die Fahrkarte und brummte anerkennend in den nichtvorhandenen Bart den Aufdruck „Swinuschtsche – Tantow“ zwickte sie dann anerkennend ab. Wahrscheinlich sieht er nicht so oft eine internationale Fahrkarte, keine Ahnung… Unterwegs kam uns eine „Gagarin“ einer Privatbahn, so nennen die polnischen Eisenbahner die Taigatrommel, mit einem Kesselwagenzug entgegen. An zweiter Stelle war eine „Hummel“, eine ehemals CSD Lok der Baureihe 770. Dieses schöne Gespann hätte ich zu gern mal fotografiert…
Auf dem Stettiner Rangierbahnhof sichtete ich erstmals eine ET41 vor einem endlosen Güterzug. Das ist eine Doppel- E- Lok, man nehme einfach 2x EU 07. (Vor Jahren konnte man noch die Skoda Doppelloks ET40 und die sowjetischen ET42 erleben.)
In Stettin kam wieder der 628 aus Angermünde verspätet rein. Somit ging es wieder später raus. In Scheune warteten auf der Pasewalker Seite zwei alte 6achsige Skoda E-Loks einer Privatbahn. Die Loks waren früher bei der CSD im Einsatz. Auf der Angermünder Seite wartete wieder die Class 66 von ITL vor einer Schlange Kesselwagen und eine 232 mit einem langen Güterzug. In Tantow kreuzten wir eine 232 mit einer Leine Eas Wagen.
Der RE aus Stralsund wartete in Angermünde 10 min auf uns Stettiner. Der Zug war gerammelt voll. 5 Doppelstockwagen reichen eben nicht in der Sommersaison für An- und Abreise von Rügen, Usedom und Wollin zusammen. In Berlin war der ICE dann weg. Aber das war nicht so schlimm, denn wir hatten ja Urlaub. Erholt landeten wir wieder zuhause.
Euer Pikologe
Anmerkung: Der EC fährt jetzt nicht mehr nach Stettin, sondern nach Danzig. Wer aus Richtung Schweiz anreist, nimmt einen ICE von/ über Basel nach Berlin und Urlauber aus dem Einzugsbereich der ÖBB fahren am besten über Prag - Dresden oder noch interessanter über Brünn nach Oberschlesien. Von dort gibt es Bäderschnellzüge bis auf Wollin.
diesen Reisebericht habe ich schon mal an anderer Stelle gezeigt, doch ich möchte ihn hier nicht vorenthalten...
Eine sehr bereisenswerte Gegend mit gutem Erholungseffekt bieten die Ostseeinseln Wollin und Usedom in Pommern. Erstere erreicht man von Süden kommend mit dem Zug über Berlin, meist mit Umsteigen in Angermünde nach Stettin.
Nachdem wir in Fulda den ICE verlassen hatten, reisten wir mit dem IC mit Zielbahnhof Binz, weiter über Eisenach – Gotha – Erfurt – Weißenfels an der Saale, Merseburg, Halle (Saale) Hbf, Bitterfeld, Lutherberg, Berlin – Südkreuz, Berlin Hbf, Berlin – Jesundbrunnen, Bernau, Eberswalde bis Angermünde. Dieser Zug bestand aus einer 101 und IC Wagen, wovon der Steuerwagen am Schluß aus der IR Bauart war und somit öffnungsfähige Fenster besaß. Die Fahrt war schön, zügig und pünktlich ohne Besonderheiten. Bereits in Berlin Hbf stand auf dem Nachbargleis, daß der RE aus Elsterwerda mit über 60 min verspätet sei. Dieser fuhr dann unserem planmäßigen IC voraus und wir gammelten im Blockabstand hinterher. Keine Ahnung warum...
Ein Gleis weiter war der EC 178 (Prag – Dresden – Berlin – Angermünde, dort Umspannen auf 232, - Stettin) mit über 120 min verspätet angekündigt. Irgendwas mußte zwischen Dresden und Berlin sein. Der 178 hätte uns gleich folgen müssen. Auf der Fahrt bis Angermünde freute ich mich schon statt so einem klapprigem 628 in einem standesgemäßen Fernzug, bespannt von einer 232, die Großstadt Stettin zu erreichen…
In Angermünde angekommen, zeigte der Anzeiger EC 178 endet in Angermünde! Also Teilausfall. Nach dessen Ankunft durften die Reisende ebenfalls mit uns im 628 Platznehmen. Der Qualitätszug zwischen mehreren europäischen Großstätten fiel einfach mal ab einem kleinen Ort in Nordbrandenburg aus.
Zu allem Überfluß wartete wir auch noch über 35 min auf den nächsten RE aus Richtung Elsterwerda/ Berlin, der auch noch 10 min Verspätung hatte. Viele Reisende die in Stettin zum letzten Schnellzug nach Danzig/ Gdansk über Stargad/ Stagard Szczecinski – Belgard/ Bialogard – Stolp/ Slupsk - Neustadt – Gedingen/Gdynia – Soppot wollten, wurden schon unruhig. Wir hatten etwas mehr Luft auf unseren Schnellzug aus Lublin (Südostpolen) kommend und außerdem gab es noch folgende Regionalzüge nach Swinemünde/ Swinoujscie (sprich Swinusch – tsche). Inzwischen sickerte auch der Grund der Verspätungen durch: Idioten hatten bei Zossen Hakenkrallen in die Oberleitung geworfen!!!
Nun die Strecke zwischen Angermünde und Stettin ist ein Zeichen vernachlässigter Verkehrspolitik:
Ein paar Kilometer zweigleisig elektrifiziert bis zum Abzweig nach Stendell zum PCK Schwedt, dabei ist die Streckengeschwindigkeit von 120 km/h auch nicht durchgängig zu fahren. Dann geht es eingleisig weiter. Hier und da kann man kreuzen. In Tantow, der letzten Station in Deutschland ist sogar ein drittes Gleis da, falls mal zu überholen ist… Dort Kreuzten wir den Gegen 628, wir warteten noch mal fast 10 min. Bis dahin geht es eher gemütlich zu – 60 – 80, auch mal 100 km/h. Nach der Grenze kann man bis zum Knoten Stettin 100 fahren. Von zweitem Gleis und Oberleitung auch keine Spur. In Szczecin Gumencie/ Stettin Scheune beginnt die Oberleitung. Also haben wir eine Fahrdrahtlücke von keinen 50 km! Es ist peinlich – soviel zur europäischen Einigung. Da gab es vor der Wende viel bessere Direktverbindungen nach Polen, aber wir in der DDR sollten ja nichts von Solidarnozsch & Co mitkriegen und somit war ab 1980 auch diese Grenze für uns dicht.
In Scheune, wie die Eisenbahner sagen, spannen die Güterzüge um. Zwei Güterzüge mit jeweils 232/ 233 warteten auf Ausfahrt bzw. aufs Umspannen. Eine Class 66 von ITL hatte gerade vorgespannt, um nach Deutschland zu fahren.
In den Stettiner Knoten eingefädelt, fuhren wir in Stettin Hbf auf dem Stumpfgleis ein. Der 628 hatte Feierabend und die Mannschaft übernachtete in Stettin.
Gerade eingefahren, kam der Schnellzug nach Danzig, die Fahrgäste waren erleichtert. Wir gingen über die Fußgängerbrücke auf unseren Bahnsteig. Nach einigen Minuten kam unser Schnellzug Lublin – Swinemünde, bespannt mit einen EU 07 pünktlich auf die Minute genau eingefahren. Er war schon den halben Tag quer durch Polen gefahren und war 100% Plan. So muß das sein. Wir fanden ein schönes Abteil in einem Seitengangwagen. Bei der Ausfahrt aus Stettin Hbf überquert man den Westarm der Oder und hat einen wunderschönen Blick auf die Altstadt. Dann führt die Fahrt über die Oderinsel weiter. Dort befinden sich die Station Stettin Zentralhafen, das Bw und der Rangierbahnhof. Im Dieselteil waren viele Loks der Baureihe SM 42 (V100 größe, Rangierdienstvariante) abgestellt. Sonst überwogen die leistungsfähigen 6achsigen E-Loks der Baureihe ET 22 (Güterzugloks). Anschließend überquert der Zug den Ostarm der Oder und fährt bald dann in den Bahnhof Szczecin Dabie/ Stettin Altdamm ein. Bei der Ausfahrt teilen sich die Strecken in Richtung Danzig und nach Norden, die wir befuhren. Die Strecke ist für 120 km/h ausgebaut und zweigleisig. Die 120 km bis Seebad Misdroy/Miedzyzdroje (kurz vor Swinemünde) bewältigt der Zug in 1h und 10 min, ein guter Schnitt bei den Zwischenhalten.
Durch Kiefernwälder und weiten Felder rollte der Zug gen Norden. Die EU07 hatte keine Probleme mit den 9 Schnellzugwagen. Wir hielten noch in Gollnow/ Golenjow, wo die Kolberger Strecke abzweigt und in Wietstock/ Wysoka Kamjenska, wo es sich wieder gabelt nach Cammin/ Kamien Pomorski und Richtung Swinemünde. Kurz danach ändert sich die Landschaft. Es wird hügelicher, das sind die Spuren, die die Eiszeit hinterlassen hat. Links und rechts der Strecke sind endlose Felder. Dann wird eine große Brücke überfahren: Wir überqueren einen Oderabfluß und erreichen die Insel Wollin. Von der Brücke hat man einen schönen Blick auf das gleichnamige pommersche Kleinstättchen. Bald schließen sich endlose Wälder an, die zum Wolliner Nationalpark (seit 1961) gehören. Es sind meist Buchen. Einige Zeit später hält der Zug in Seebad Misdroy, einem Haltepunkt. Wir steigen aus und gehen gen Meer und erreichen unser Hotel direkt an der Strandpromenade. Den Abend lassen wir bei einem herrlichen Fischessen und einigen Bieren ausklingen, natürlich nicht ohne danach mit einem Verdauungsspaziergang die Ostsee zu begrüßen. Herrlich wieder mal diese saubere Seeluft. Man wünscht sich diese in Säcke zu füllen und mit nach Hause zu nehmen…
Die Insel Wollin ist ein wunderbares Naturparadies: Die Küste ist westlich von Misdroy mit einem breiten Strand und Dünen und östlich von Misdroy mit Steilküste. Sandiger Strand, sehr sauber, schönes Wasser.
Im Nationalpark gibt es ein Wildgehege, wo man Tiere aufpäppelt. Man kann sehr schön die Hirsche beim Brüllen und das zickige Spielchen der Hirschkühe beobachten. Dabei schmunzelt natürlich alles… Eine Spezialität ist die Zucht von Wisenten, die früher einmal hier lebten. Sie kommen aus Ostpolen und sollen auch mal wieder in ihrer alten Heimat auf Wollin ausgewildert werden. Man arbeitet auch sehr eng mit einem anderen Wildgehege auf Usedom zusammen. Das Gehege kann man gut mit einer kleinen Wanderung erreichen.
Per Fahrrad kann man die Südseite der Insel erkunden. Man sollte unbedingt nach Lebbin/ Lubin fahren. Der Ort liegt auf einem Hügel und man kann fast das ganze Naturparadies es Stettiner Haffs überblicken. Die Schönheit dieser Landschaft hat mich sehr überrascht, war es doch zu DDR Zeiten, da noch die Rede vom Oderhaff, wohl eine einzige Dreckbrühe. Der Blick geht weit über den anderen Oderausfluß, es ist die Swine.
Fährt man mit dem Zug nach Swinemünde beginnt schon kilometerweit vorher der Rangierbahnhof. Güterzüge, Anschlußgleise zum Hafen, Loks verschiedener Privatbahnen und von PKP Cargo bestimmen das Bild. Im Sommer ist der Personenbahnhof ein wichtiges Ziel vieler Bäderschnellzüge. Also ist dort dann immer was los.
Swinemünde ist eine quirlige Ostseestadt mit rund 40.000 Einwohnern und liegt zum Teil auf Wollin (Ostswine) und Usedom (Westswine). In Ostswine beginnt eine Eisenbahnfährlinie ins schwedische Ystad. Hier sehen wir das frühere DR Fährschiff "Rostock", welches einst zwischen Saßnitz und Trelleborg pendelte.
Zwischen den Stadtteilen fährt alle 20 min die kostenlose Fähre.
Usedomseitig hat man die Stadt an das Netz der Usedomer Bäderbahn mit der Station Swinemünde Centrum angeschlossen.
Dabei hat man die alte Trasse wiederbenutzt. Also hat Swinemünde wieder zwei Bahnhöfe, einen auf Wollin und einen auf Usedom. Die Stadt ist gut ausgestattet. Man kann stündlich und öfters nach Stettin und alle 2 Stunden nach Stralsund oder alle 30 min bis Wolgast/ Züssow fahren! Dann fahren noch die Usedomer und Wolliner Inselbusse auch alle 30 min oder stündlich. Ein Auto ist da auf jeden Fall ein Klotz am Bein.
Falls das Wetter mal schlecht ist, kann man die Ostseetherme in Ahlbeck besuchen und sich im Mineralwasser erholen. Die Therme hat auch einen Aussichtsturm, man hat einen guten Blick auf das Bw der UBB und den Bahnhof Heringsdorf.
Ausflugsschiffe verbinden die Seebrücken von Bansin, Heringsdorf, Ahlbeck und Misdroy.
Blick ins abendliche Misdroy:
Dort kann man z.B. Urlaub machen (auch Misdroy):
Tägliche Bilder:
Man schleppt immer zwei Währungen mit sich herum, denn auf der polnischen Seite zahlt man in Zloty und auf der deutschen (noch?) in Euro. Der Kurs ist 4:1. Oft wird auch in Polen Euro genommen, aber da legt man durchs Runden drauf.
Hotel war sehr gut und die Restaurants mit bester polnischer Küche und viel Fisch kann man jeden Tag wählen. Die Verständigung klappt gut, viele sprechen deutsch, die jungen Leute lernen das meist wie auch englisch in der Schule. Aber man freut sich sehr, wenn man als Gast auch mal sich bemüht ein paar Worte polnisch zu merken und anzuwenden. Auch wenn die Aussprache mit den vielen Zischlauten nicht ganz einfach ist und man das oft falsch macht, egal, man lacht dann viel zusammen und hat dann immer netten Kontakt, egal ob am Fahrkartenschalter, im Laden, in der Gaststätte oder auf dem Markt. Falls die Verständigung mal doch nicht klappt, meldet sich oft gleich jemand und hilft, der das gerade mitbekommt.
Das Publikum ist auf dem deutschen Teil von Usedom, sagen wir etwas älter, während auf dem polnischen Teil Usedoms und Wollins viele junge Familien und junge Leute Urlaub machen. Es geht aber sehr gediegen und schön zu.
Viele Leute äußern zu Reisen und Urlaub in Polen immer noch falsche Vorbehalte wegen der Sicherheit. Das ist im großen und ganzen Käse, weil sich z.B. auf dem Frankfurter Hbf und Umgebung mehr Gesindel herumtreibt, als ich je auf den Fahrten nach Polen zusammen gesehen habe! Egal ob das jetzt in den Masuren, im Riesengebirge, in Danzig oder Breslau oder jetzt war. (Nur damals in Elbing/ Elblag war mir am frühen Abend etwas komisch, ich kann es nicht erklären, was da los war.)
Man hat ein normales Empfinden und braucht keine Angst haben – Gauner und Gangster gibt es überall auf der Welt, vielleicht so in Frankfurt und Elbing, duck und wech…
Die Rückfahrt legten wir zwischen Misdroy und Stettin in einem EN57, einem weit verbreiteten, dreiteiligen, bewährten Elektrotriebwagen zurück. Der alte Schaffner von kleiner Figur mit Glatze und Brille musterte genau die Fahrkarte und brummte anerkennend in den nichtvorhandenen Bart den Aufdruck „Swinuschtsche – Tantow“ zwickte sie dann anerkennend ab. Wahrscheinlich sieht er nicht so oft eine internationale Fahrkarte, keine Ahnung… Unterwegs kam uns eine „Gagarin“ einer Privatbahn, so nennen die polnischen Eisenbahner die Taigatrommel, mit einem Kesselwagenzug entgegen. An zweiter Stelle war eine „Hummel“, eine ehemals CSD Lok der Baureihe 770. Dieses schöne Gespann hätte ich zu gern mal fotografiert…
Auf dem Stettiner Rangierbahnhof sichtete ich erstmals eine ET41 vor einem endlosen Güterzug. Das ist eine Doppel- E- Lok, man nehme einfach 2x EU 07. (Vor Jahren konnte man noch die Skoda Doppelloks ET40 und die sowjetischen ET42 erleben.)
In Stettin kam wieder der 628 aus Angermünde verspätet rein. Somit ging es wieder später raus. In Scheune warteten auf der Pasewalker Seite zwei alte 6achsige Skoda E-Loks einer Privatbahn. Die Loks waren früher bei der CSD im Einsatz. Auf der Angermünder Seite wartete wieder die Class 66 von ITL vor einer Schlange Kesselwagen und eine 232 mit einem langen Güterzug. In Tantow kreuzten wir eine 232 mit einer Leine Eas Wagen.
Der RE aus Stralsund wartete in Angermünde 10 min auf uns Stettiner. Der Zug war gerammelt voll. 5 Doppelstockwagen reichen eben nicht in der Sommersaison für An- und Abreise von Rügen, Usedom und Wollin zusammen. In Berlin war der ICE dann weg. Aber das war nicht so schlimm, denn wir hatten ja Urlaub. Erholt landeten wir wieder zuhause.
Euer Pikologe
Anmerkung: Der EC fährt jetzt nicht mehr nach Stettin, sondern nach Danzig. Wer aus Richtung Schweiz anreist, nimmt einen ICE von/ über Basel nach Berlin und Urlauber aus dem Einzugsbereich der ÖBB fahren am besten über Prag - Dresden oder noch interessanter über Brünn nach Oberschlesien. Von dort gibt es Bäderschnellzüge bis auf Wollin.