Hallo,
eine der zweifelsohne bedeutendsten touristischen Attraktionen Mitteldeutschlands ist zweifelsohne der Harz mit seinem dampfbetriebenen Schmalspurnetz. Dass auf diesem heute, in der Zeit der Microchips noch täglich Dampfloks eingesetzt werden, ist eigentlich nur einer Verkettung vieler glücklicher Umstände zu verdanken. Ungebrochen ist daher die Anziehungskraft, die von diesem Kulturdenkmal ausgeht, und so verschlägt es mich auch ab und zu dorthin. Für Euch habe ich daher einen kleinen Bildbericht zusammengestellt. Vor einiger Zeit habe ich ihn schon im Forum Alte Modellbahn vorgestellt, daher werden ihn Einige vielleicht schon kennen.
Los geht's mit der wohl bekanntesten Loktype der Harzquerbahn, der Baureihe 99.590, besser bekannt als "Harzer Mallet". Der Name geht auf den Begründer dieses Gelenlokomotivprinzips, Anatole Mallet, zurück. Ausgesprochen wird der Name daher eigentlich "Malleh", aber daran denken heute nur noch die Wenigsten. Anatole Mallet entwickelte eine Gelenklokbauart - nicht nur für den Harz - , die die Schwächen der beiden bereits vorhandenen Typen Meyer (bekannt durch die Sächs. IV K oder die BR 98.0) und Fairlie, deren letzter in Deutschland gebauter Vertreter die 99 162 ist, umgehen sollte. Die Konstruktion besteht aus zwei Triebwerken, wobei stets das hintere Triebwerk fest im Rahmen gelagert wurde, und das Vordere als bewegliches Drehgestellt ausgeführt war. Somit konnte gegenüber den zuvor genannten Gelenkloktypen die Hälfte der beweglichen Verbindungen entfallen.
In Deutschland gab es nur wenige Regelspurige Vertreter dieser Lokbauart, wie z. B. die BR 96.0, auch Bayerische Gt 2x4/4. Auf den Deutschen Schmalspurbahnen war die Malletlok jedoch erfolgreicher, hier entstanden viele verschiedene Typen. Die meisten Loks waren jedoch im Harz zu finden.
Die Nordhausen-Wernigeröder Eisenbahngesellschaft (NWE) bestellte zur Aufnahme des Betriebs auf der Strecke von Nordhausen Nord nach Wernigerode 12 Malletloks, die zwischen 1897 und 1901 geliefert wurden. Man reihte sie als NWE 11-22 ein. Durch Abgänge aus dem Lokpark wurden einige Nummern in Zweitbesetzung vergeben. So wurde nach Ausmusterung der NWE 12 die Lok Nr. 20 zur NWE 12² umgezeichnet. Als sie nach dem Unfall am Thumkulenkopf im Jahre 1927 zerlegt werden musste, bekam die ehemalige Lok Nr. 14 die Bezeichnung NWE 12³. Sinn dieser Umzeichnungsaktionen war es, keine "Lücken" in den Betriebsnummern zu erhalten. Neben der zerlegten NWE 12² wurden 6 weitere Loks im ersten Weltkrieg abgegeben, sodass bei Übernahme durch die DR 1949 nur noch 5 Maschinen zum Bestand gehörten. Zusätzlich war noch die Lok 41² vorhanden, die, konstruktiv leicht abgeändert, 1918 in Karlsruhe gebaut wurde und Nach Ende des 2. Weltkrieges fast Fabrikneu von der NWE übernommen werden konnte.
Die Südharzeisenbahn (SHE) bestellte exakt identische und die Gernroder-Harzgeroder Eisenbahn (GHE; "Selketalbahn") leicht modifizierte Exemplare, von denen jedoch keine mehr erhalten ist.
Die 6 (5+1) im Harz verbliebenen Loks bekamen 1949 von der DR die Nummern 99 5901-99 5906, wobei die Heeresfeldbahnlok die höchste Nummer erhielt. Nach dem Wiederaufbau der Selktetalbahn, die 1946 bis auf die Strecke Eisfelder Talmühle-Hasselfelde als Reparationsleistung demontiert wurde, setzte man die Loks nach Gernrode um, wo sie über 3 Jahrzehnte das Bild entscheidend prägten. Der komplette Lokpark der GHE wanderte - bis auf eine Dampflok und einem zufällig im Netz der NWE befindlichen Triebwagen, den T1, ebenfalls nach Russland und kehrte nicht mehr zurück. Als erste schied 99 5905 im Sommer 1971 nach einem Zylinderschaden aus dem Betriebsdienst aus. Diese Entscheidung ist völlig nachvollziehbar, da die gesamte Strecke Gernrode-Harzgerode/Straßberg 1972 stillgelegt werden sollte. Erst im September 1972 wurde der langfristige Erhalt der Strecke gesichert, trotzdem zerlegt man die Lok 1975. 1974 wurde, anlässlich des Jubiläums "75 Jahre Harzquerbahn", der Traditionszug aus 5 Wagen sowie den Loks 99 5901 und 99 5903 (nun wieder als NWE 11 und 13), zusammengestellt. Auch nach den Feierlichkeiten wurde der Zug weiter eingesetzt, alle Fahrzeuge sind heute noch vorhanden.
Ein trauriges Schicksal ereilte dagegen 99 5904 (ehem. NWE 21 und 15²), die noch 1989 ausgemustert und im RAW Görlitz zerlegt wurde - so etwas wäre heute undenkbar. Das Ende der Maschinen sollte nun endlich umgesetzt werden, nachdem seit 1984 auch die Neubauloks im Selketal eingesetzt werden konnten. Zum Einen war der Verschließ groß und der Unterhalt teuer, zum Anderen gab es keine Möglichkeit, die Loks mit dem im Schmalspurnetz eingeführten Druckluftbremssystems auszurüsten. Als nächstes wäre die Lok 99 5903 (nach wie vor als NWE 13 bezeichnet) unter den Schneidbrenner kommen sollen, die seitens des BW Wernigerode bereits als zerlegt gemeldet wurde. Eisenbahnfreunde hielten die Lok jedoch zurück und sicherten sie somit. Auch 99 5902 und 99 5906 hätte es treffen sollen, letztere beförderte den (vorerst!) letzten Planzug einer Verbundlok im Netz der Harzer Schmalspurbahnen. Nach der Ablösung durch Dieselloks sollten nur noch 99 5901, die ebenfalls im Selktetal eingesetzte 99 6001 und die Neubaulok 99 247 erhalten bleiben.
Die politische Wende 1989 ließ dieses Vorhaben in letzter Sekunde scheitern, sodass 99 5901, 02 und 03 wieder aufgearbeitet wurden, obwohl sie nach wie vor nur als Vorspannlok eingesetzt werden konnten; alle Wagen waren bereits auf Druckluftbremse umgebaut. Lediglich 99 5906 stand lange Zeit still, da sie - noch von der DR - an den DEV nach Bruchhausen-Vilsen verkauft wurde. Eisenbahnfreunde schalteten kurzerhand die Denkmalbehörde ein, die einen Abtransport aus dem Harz auch umgehend untersagte, da die Lok zum technischen Denkmal Schmalspurbahn im Harz gehört. Ein jahrelanger Rechtsstreit war die Folge, der erst 1995 beendet wurde, nachdem die DB AG dem DEV als Ersatz eine ähnliche Malletlok anbot, die zuvor als Denkmal an einem Spielplatz stand. 99 5906 wurde anschließend der privaten HSB übergeben, umgehend aufgearbeitet und seit 1996 wieder eingesetzt. In den Sommermonaten Mai-Oktobar bespannt sie an 3 Tagen in der Woche Planzüge, womit sie die letzte planmäßig eingesetzte Gelenklok Deutschlands sein dürfte.
99 5901 und 99 5902 sind für den Traditionszug in Wernigerode vorhanden, wobei sich Erstere im traditionellen Epoche 3-Outfit präsentiert. 99 5902 wurde dagegen 2007 in grün umlackiert, damit "sie besser zu den Traditionswagen passt". Dabei hätte man doch noch die NWE 13² (99 5903) gehabt, die zum Traditionszug viel passender ist, ebenfalls grün lackiert ist, und seit 2000 abgestelt rumsteht. Vielleicht verkehrt ja irgendwann der Traditionszug so, wie er einst geplant war, mit einer fast schon wieder legendären grünen NWE-Lok an der Spitze. Und 99 5902 könnte man im DR-Zustand auch gut für Fotozüge einsetzen, die regelmäßig stattfinden.
Doch nun zu den Bildern: Die mitlerweile wieder als 99 5901 bezeichnete NWE 11 ist hier am 6.6.2012 beim Verlassen des Bahnhofs Drei Annen Hohne zu sehen.
Ein Bild vom Brocken muss auch mal sein. Nachdem der Traditionszug in Schierke von einem Planzug überholt wird, gelang mir ein zweites Bild kurz vor Erreichens des Brockenbahnhofs; das Wetter spricht für sich. Es ist der höchste von Dampfloks angefahrene Bahnhof in Deutschland, seit 1992 verkehren wieder planmäßig Reisezüge hinauf. Und das auch im Winter, vor 1961 erreichten die Dampzüge lediglich im Sommerhalbjahr die "Nebelküche"
Wie bereits erwähnt ist 99 5906 seit 1996 wieder im Plandienst auf der Selketalbahn eingesetzt. Am 7.6.2012 habe ich dann eine Tour mitgemacht, dabei wurde auch zwei mal die einzigartige Wendeschleife in Stiege durchfahren. Beim Umsetzen im Bahnhof Eisfelder Talmühle entstand dann dieses Bild. Die Station selbst liegt völlig abgeschieden mitten im Wald und wird hauptsächlich als Umsteigebahnhof sowie als Ausgangspunkt für Wanderungen genutzt.
Die Bühne des ersten Wagens war auf der gesamten Fahrt nach Gernrode belegt. Ich habe meinen Platz natürlich nicht hergegeben, selbst das Mittagessen wurde im Angesicht der Dampflok verzehrt. Ob das unbedingt sein muss, mag Jeder für sich entscheiden. Mir hat's Spaß gemacht.[grin]
"Wenn Schmalspur Ihr Thema ist, dann brauchen Sie den Mittelpuffer", lautete einmal ein Werbespruch für eine Eisenbahnzeitschrift. Hier in Szene gesetzt zwischen Birkenmorr und Stiege:
Schließlich wollte ich aber doch noch etwas anderes ausprobieren, dafür bin ich dann auf die hintere Bühne des ersten Wagens gegangen. Herausgekommen ist das hier; die Unterbelichtung ist gewollt:
Die einstige Ablösung dieser Loks ist selbst schon wieder historisch. Ende der 1980er Jahre wollte die DR insgesamt 30 regelspurige Loks der Reihe V 100 auf sechsachsige Schmalspurdrehgestelle umsetzen und damit alle Dampfloks aus dem Harz (bis auf die drei genannten 99 5901, 99 6001 und 99 247) ausmustern. Die Wende und die folgende Privatisierung der Kleinbahn machte dieses Vorhaben zum Glück zunichte, und so blieb es bei 10 Maschinen. 4 Stück wurden bereits modernisiert und wieder auf Regelspurdrehgestelle zurückgebaut, 3 Weitere sind Abgestellt in Wernigerode bzw. Nordhausen vorhanden. Neben 199 861 sind daher nur noch 199 872 und 874 Einsatzfähig, Letztere erhielten für das neue Rollbocksystem "Vevey" erneut hochklappbare Regelspurpuffer, mit denen direkt an aufgebockte Güterwagen gekuppelt werden können. Eines dieser "Pufferkamele", 199 874, ist hier am 8.6.2012 in Wernigerode-Westerntor zu sehen. Die Aufnahme entstand übrigens völlig legal während einen Fotoveranstaltung.
Deutlich beliebter sind dagegen die Neubauloks, von denen LKM Babelsberg zwischen 1954 und 1956 21 Stück fertigte. 4 Loks gingen jedoch direkt in die Sowjetunion, sodass man gemeinhin auch von 17 Maschinen spricht. Belegbar sind die 4 Russenloks auch an der Nummernlücke in den Betriebsnummern. (99 245: 134022; 99 246: 134027) Derzeit sind noch 11 Maschinen betriebsbereit, wobei bald noch eine 12. hinzukommen wird. Eine von ihnen, 99 237, steht hier am 8.6.2012 im BW Wernigerode.
Einen Tag später stampft 99 243 durch das Drängetal hinauf zum Brocken. Die beinahe durchgehende Steigung von 1:30 ist ein akkustischer Hochgenuss, für die Maschinen jedoch auch nicht unbedingt gesund. Um die enorme Steigung einmal zu verdeutlichen: Geht man von einer Zuglänge von 120 Metern aus, wäre der vordere Puffer 4 (!) Meter über dem des letzten Wagens, das ist schon gewaltig. Dieses Neigungsverhältnis ist für den effektiven Bahnbetrieb ein absolutes Grenzmaß. Selbst die Richtlinien für Modellbahnen sehen eine niedrigere Steigung vor (3 % oder 1:33).
Und noch eine Aufnahme von der Harzquerbahn, hier mit dem Frühzug un 99 236 am Thumkulenkopf. Die letzten Wagen des Zuges sind noch im 58m langen Tunnel. Ich habe einmal eine neue Sichtweise ausprobiert, das "Standartmotiv" am Tunnel war mir dann doch zu "ausgelutscht"...
Manche mögen die Neubauloks nicht sonderlich, aber den meisten Eisenbahnfreunden gefallen sie. Sie sind schließlich auch der ganze Stolz der HSB. Und elegant sind sie auch, so wie hier am 7.6.2012 mit 99 235 in Hasselfelde:
Im schönsten Abendlicht ruht sich hier 99 236 in Wernigerode aus. Sie verkehrt auf Initiative ihres Planpersonals seit kurzem wieder mit ihrer alten Nummer und Spitzziffern. Auch sonst ist die Maschine sehr gut gepflegt, selbst die Kohlenschaufel oder der Ölschieber sind blitzblank! Links im Bild steht 99 234 kalt abgestellt, im Schuppen stehen noch 99 243 und ein Gasttriebwagen des DEV. Ganz rechts ist der Schmalspurbahnsteig zu erkennen, während am linken Bildrand die Überdachung des Normalspurbahnhofs zu erkennen ist.
Einen Tag eher wurde in Gernrode die eigentliche Traditionslok unter den Neubaudampfern, 99 247, verladen. Sie steht seit 1996 hier im Lokschuppen, kaum mehr rollfähig, und wurde, nachdem sie am Jubiläumswochenende in Wernigerode ausgestellt war, in diesen Tagen nach Meiningen gebracht. Sie ist damit bald die 12. betriebsfähige Neubaulok und die 10. (und leider vorerst letzte) Rekonstruierte. Da sie ursprünglich als Traditionslok vorgesehen war, behielt sie als einzige Lok im Harz ihre alte Saugluftbremse, nachdem auch für die Mallets eine passende Lösung gefunden war. Bei der anstehenen Hauptuntersuchung kommt diese jedoch raus, aber vielleicht behält sie ja zumindest ihre alten Nummernschilder. Im Hintergrund 99 5906 mit einem von 2 1989 im RAW Perleberg auf Basis alter OO-Wagen neu aufgebauten Packwagen. Der zweite ist übrigens auf Bild 9 zu sehen.
Eher wenig beachtet werden dagegen die beiden liebevoll "Dreibeine" genannten Loks 99 6101 und 99 6102. Beide Loks wurden 1914 von Henschel in Kassel gebaut und gelangten später, nach einigen Versuchfahrten, zur NWE, wo sie als Loks 6 und 7 eingereiht wurden. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass von den ansonsten fast identischen Loks eine als Nassdampfmaschine (99 6102), die andere dagegen als Heißdampflok in Betrieb ging. Natürlich gibt es diesen Unterschied auch heute noch. Zu unterscheiden sind die Loks hauptsächlich am größeren Wasserkasten der 99 6102. Diese wurde nach Privatisierung der Schmalspurbahn an den Freundeskreis Selktetalbahn e. V. abgegeben und wurde dort wieder betriebsfähig aufgearbeitet. Sie kam vor Sonderfahrten des FKS oder der HSB zum Einsatz, gelegentlich half sie auch im Plandienst der Est. Gernrode aus. Nach Fristablauf wurde die Lok 2008 nach Meiningen überführt. Bei der Eingangsuntersuchung stellte sich heraus, dass die Maschine einen neuen Kessel benötigt, was die Kosten der HU mehr als verdoppeln würde. Die HSB übernimmt diesen Betrag, unter dem Hintergrund der sehr wenigen Einsatztage, nicht, sodass die Lok derzeit in Meiningen zerlegt ist. In absehbarer Zeit soll sie zusammengesetzt und wieder in den Harz gebracht werden, natürlich ohne HU. Da der Pflegevertrag mit dem FKS mitlerweile ausgelaufen ist, und bis jetzt kein Neuer zustande kam, ist auch von hier keine große Beteiligung zu erwarten. Vielleicht erleben wir die liebevoll "Fiffi" genannte Lok aber doch irgendwann wieder unter Dampf?
Die auch gerne als "Pfiffi" bezeichnete 99 6101 ist dagegen eine Dauerleihgabe der IG HSB e. V. und noch betriebsfähig. Als traditionelle Wernigeröder "Rollbocklok" war es keine Frage, dass sie am 9.6.2012 den Fotozug aus 6 extra für das diesjährige Jubiläum aufgearbeiteten Rollböcken sowie der obligatorischen Schutz- und Bremswagen beförderte. Im "schönsten" Gegenlicht überfährt sie hier die Westerntor-Kreuzung in Wernigerode. Bei kostenpflichtigen Fotofahrten stimmt natürlich dann auch die Ausleuchtung, allerdings ergab sich für mich noch keine passende Gelegenheit.
Ebenfalls nicht vernachlässigen möchte ich die im Jubiläumsjahr eingesetzten Gastfahrzeuge. Eine Malletlok aus der selben Serie wie 99 5906 wird nach 1999 zum zweiten Mal erwartet, zusätzlich sind die beiden Gasttriebwagen T42 des DEV und der T02 der Selfkantbahn angereist. Hier stehen sie am Abend des 9.6.2012 im Bahnhof Wernigerode; Den Wasserkran brauchen sie beide nicht...
Tags zuvor wurde im Betriebswerk Wernigerode-Westerntor mit den Gasttriebwagen sowie einigen Fahrzeugen der HSB eine Fotoparade veranstaltet. Hier wurde T42 im Fast-Abendlicht aufgestellt.
Auch diese Aufstellung ist sehenswert. In der Mitte der erwähnte Triebwagen der Selfkantbahn, rechts der T3 der NWE. Diese beschaffte 1933 insgesamt 3 Gepäck- und Schlepptriebwagen, wovon lediglich der T3 überlebte. Er wurde wieder in den Ursprungszustand zurückversetzt.
Für den rationalisierten Nebenbahnverkehr auf verkehrsschwache Verbindungen beschaffte die HSB 1995 3 gebrauchte Treibwagen des Baujahres 1955. Sie wurden im RAW Halberstadt grundlegend umgebaut, den Bedrüfnissen im Harz angepasst und sogar nach der Betriebsordnung für Straßenbahnen (BOStrab) zugelassen. Die beiden baugleichen 187 011 und 013 wurden zunächst im Sauerland eingesetzt, später kamen sie zur Inselbahn Langeoog. 187 012 wurde für die Strecke Zell-Todtnau beschafft, kam dann zur WEG nach Amstetten und später ebenfalls nach Langeoog, ehe es ihn, nach der Wende, zur HSB verschlug.
Alle 3 Triebwagen sind heute Sorgenkinder im Bestand der HSB. Die Neubautriebwagen aus Wittenberge (187 015) und Halberstadt (187 016-019) reichen für den derzeitigen Planbetrieb zwar gerade so aus, jedoch wären dann keinerlei Reserven vorhanden. Aus diesem Grund will die HSB auch weiter an den 3 fast schon historischen Fahrzeugen festhalten und sie erneut modernisieren. 187 012 ist seit April wieder Einsatzfähig, der 013 wurde nach wenigen Einsatztagen im Februar 2012 erneut abgestellt. 187 011 steht dagegen seit über einem Jahr im BW Wernigerode abgestellt und befindet sich leider auch in einem dementsprechenden Zustand.
Im Bild ganz links ist 187 013 zu sehen, der, genau wie seine beiden Brüder, aufgrund seiner Form und Herkunft auch gerne als "Fichstäbchen" bezeichnet wird, Dahinter erkennt man 187 874, die für den Verschub der nicht fahrfähigen Fahrzeuge eingesetzt wurde.
Damit habe ich Euch einige der interessantesten Fahrzeuge aus dem Harzer Meterspurnetz vorgestellt, ich hoffe, meine Ausführungen haben nicht allzu sehr gelangweilt. Abschließen möchte ich meinen kleinen Bericht mit einem Größenvergleich zwischen Normal- und Schmalspurbahn in Wernigerode. Links 99 236, die ihre Wagengarnitur in die neu gebaute Wagenhalle schiebt, rechts 44 1486, die mit einem Sonderzug am 9.6.2012 nach Wernigerode kam. Ein paar Fotografen bevorzugten lieber die klassische Variante ohne Gegenlicht, die gab's bei mir auf der Fußgängerbrücke allerdings gratis dazu...
Viele Grüße,
Oli
EDIT: Wenn mein Beitrag bei den Reiseberichten besser aufgehoben ist, wäre ich den Admins dankbar, ihn dorthin zu verschieben.
eine der zweifelsohne bedeutendsten touristischen Attraktionen Mitteldeutschlands ist zweifelsohne der Harz mit seinem dampfbetriebenen Schmalspurnetz. Dass auf diesem heute, in der Zeit der Microchips noch täglich Dampfloks eingesetzt werden, ist eigentlich nur einer Verkettung vieler glücklicher Umstände zu verdanken. Ungebrochen ist daher die Anziehungskraft, die von diesem Kulturdenkmal ausgeht, und so verschlägt es mich auch ab und zu dorthin. Für Euch habe ich daher einen kleinen Bildbericht zusammengestellt. Vor einiger Zeit habe ich ihn schon im Forum Alte Modellbahn vorgestellt, daher werden ihn Einige vielleicht schon kennen.
Los geht's mit der wohl bekanntesten Loktype der Harzquerbahn, der Baureihe 99.590, besser bekannt als "Harzer Mallet". Der Name geht auf den Begründer dieses Gelenlokomotivprinzips, Anatole Mallet, zurück. Ausgesprochen wird der Name daher eigentlich "Malleh", aber daran denken heute nur noch die Wenigsten. Anatole Mallet entwickelte eine Gelenklokbauart - nicht nur für den Harz - , die die Schwächen der beiden bereits vorhandenen Typen Meyer (bekannt durch die Sächs. IV K oder die BR 98.0) und Fairlie, deren letzter in Deutschland gebauter Vertreter die 99 162 ist, umgehen sollte. Die Konstruktion besteht aus zwei Triebwerken, wobei stets das hintere Triebwerk fest im Rahmen gelagert wurde, und das Vordere als bewegliches Drehgestellt ausgeführt war. Somit konnte gegenüber den zuvor genannten Gelenkloktypen die Hälfte der beweglichen Verbindungen entfallen.
In Deutschland gab es nur wenige Regelspurige Vertreter dieser Lokbauart, wie z. B. die BR 96.0, auch Bayerische Gt 2x4/4. Auf den Deutschen Schmalspurbahnen war die Malletlok jedoch erfolgreicher, hier entstanden viele verschiedene Typen. Die meisten Loks waren jedoch im Harz zu finden.
Die Nordhausen-Wernigeröder Eisenbahngesellschaft (NWE) bestellte zur Aufnahme des Betriebs auf der Strecke von Nordhausen Nord nach Wernigerode 12 Malletloks, die zwischen 1897 und 1901 geliefert wurden. Man reihte sie als NWE 11-22 ein. Durch Abgänge aus dem Lokpark wurden einige Nummern in Zweitbesetzung vergeben. So wurde nach Ausmusterung der NWE 12 die Lok Nr. 20 zur NWE 12² umgezeichnet. Als sie nach dem Unfall am Thumkulenkopf im Jahre 1927 zerlegt werden musste, bekam die ehemalige Lok Nr. 14 die Bezeichnung NWE 12³. Sinn dieser Umzeichnungsaktionen war es, keine "Lücken" in den Betriebsnummern zu erhalten. Neben der zerlegten NWE 12² wurden 6 weitere Loks im ersten Weltkrieg abgegeben, sodass bei Übernahme durch die DR 1949 nur noch 5 Maschinen zum Bestand gehörten. Zusätzlich war noch die Lok 41² vorhanden, die, konstruktiv leicht abgeändert, 1918 in Karlsruhe gebaut wurde und Nach Ende des 2. Weltkrieges fast Fabrikneu von der NWE übernommen werden konnte.
Die Südharzeisenbahn (SHE) bestellte exakt identische und die Gernroder-Harzgeroder Eisenbahn (GHE; "Selketalbahn") leicht modifizierte Exemplare, von denen jedoch keine mehr erhalten ist.
Die 6 (5+1) im Harz verbliebenen Loks bekamen 1949 von der DR die Nummern 99 5901-99 5906, wobei die Heeresfeldbahnlok die höchste Nummer erhielt. Nach dem Wiederaufbau der Selktetalbahn, die 1946 bis auf die Strecke Eisfelder Talmühle-Hasselfelde als Reparationsleistung demontiert wurde, setzte man die Loks nach Gernrode um, wo sie über 3 Jahrzehnte das Bild entscheidend prägten. Der komplette Lokpark der GHE wanderte - bis auf eine Dampflok und einem zufällig im Netz der NWE befindlichen Triebwagen, den T1, ebenfalls nach Russland und kehrte nicht mehr zurück. Als erste schied 99 5905 im Sommer 1971 nach einem Zylinderschaden aus dem Betriebsdienst aus. Diese Entscheidung ist völlig nachvollziehbar, da die gesamte Strecke Gernrode-Harzgerode/Straßberg 1972 stillgelegt werden sollte. Erst im September 1972 wurde der langfristige Erhalt der Strecke gesichert, trotzdem zerlegt man die Lok 1975. 1974 wurde, anlässlich des Jubiläums "75 Jahre Harzquerbahn", der Traditionszug aus 5 Wagen sowie den Loks 99 5901 und 99 5903 (nun wieder als NWE 11 und 13), zusammengestellt. Auch nach den Feierlichkeiten wurde der Zug weiter eingesetzt, alle Fahrzeuge sind heute noch vorhanden.
Ein trauriges Schicksal ereilte dagegen 99 5904 (ehem. NWE 21 und 15²), die noch 1989 ausgemustert und im RAW Görlitz zerlegt wurde - so etwas wäre heute undenkbar. Das Ende der Maschinen sollte nun endlich umgesetzt werden, nachdem seit 1984 auch die Neubauloks im Selketal eingesetzt werden konnten. Zum Einen war der Verschließ groß und der Unterhalt teuer, zum Anderen gab es keine Möglichkeit, die Loks mit dem im Schmalspurnetz eingeführten Druckluftbremssystems auszurüsten. Als nächstes wäre die Lok 99 5903 (nach wie vor als NWE 13 bezeichnet) unter den Schneidbrenner kommen sollen, die seitens des BW Wernigerode bereits als zerlegt gemeldet wurde. Eisenbahnfreunde hielten die Lok jedoch zurück und sicherten sie somit. Auch 99 5902 und 99 5906 hätte es treffen sollen, letztere beförderte den (vorerst!) letzten Planzug einer Verbundlok im Netz der Harzer Schmalspurbahnen. Nach der Ablösung durch Dieselloks sollten nur noch 99 5901, die ebenfalls im Selktetal eingesetzte 99 6001 und die Neubaulok 99 247 erhalten bleiben.
Die politische Wende 1989 ließ dieses Vorhaben in letzter Sekunde scheitern, sodass 99 5901, 02 und 03 wieder aufgearbeitet wurden, obwohl sie nach wie vor nur als Vorspannlok eingesetzt werden konnten; alle Wagen waren bereits auf Druckluftbremse umgebaut. Lediglich 99 5906 stand lange Zeit still, da sie - noch von der DR - an den DEV nach Bruchhausen-Vilsen verkauft wurde. Eisenbahnfreunde schalteten kurzerhand die Denkmalbehörde ein, die einen Abtransport aus dem Harz auch umgehend untersagte, da die Lok zum technischen Denkmal Schmalspurbahn im Harz gehört. Ein jahrelanger Rechtsstreit war die Folge, der erst 1995 beendet wurde, nachdem die DB AG dem DEV als Ersatz eine ähnliche Malletlok anbot, die zuvor als Denkmal an einem Spielplatz stand. 99 5906 wurde anschließend der privaten HSB übergeben, umgehend aufgearbeitet und seit 1996 wieder eingesetzt. In den Sommermonaten Mai-Oktobar bespannt sie an 3 Tagen in der Woche Planzüge, womit sie die letzte planmäßig eingesetzte Gelenklok Deutschlands sein dürfte.
99 5901 und 99 5902 sind für den Traditionszug in Wernigerode vorhanden, wobei sich Erstere im traditionellen Epoche 3-Outfit präsentiert. 99 5902 wurde dagegen 2007 in grün umlackiert, damit "sie besser zu den Traditionswagen passt". Dabei hätte man doch noch die NWE 13² (99 5903) gehabt, die zum Traditionszug viel passender ist, ebenfalls grün lackiert ist, und seit 2000 abgestelt rumsteht. Vielleicht verkehrt ja irgendwann der Traditionszug so, wie er einst geplant war, mit einer fast schon wieder legendären grünen NWE-Lok an der Spitze. Und 99 5902 könnte man im DR-Zustand auch gut für Fotozüge einsetzen, die regelmäßig stattfinden.
Doch nun zu den Bildern: Die mitlerweile wieder als 99 5901 bezeichnete NWE 11 ist hier am 6.6.2012 beim Verlassen des Bahnhofs Drei Annen Hohne zu sehen.
Ein Bild vom Brocken muss auch mal sein. Nachdem der Traditionszug in Schierke von einem Planzug überholt wird, gelang mir ein zweites Bild kurz vor Erreichens des Brockenbahnhofs; das Wetter spricht für sich. Es ist der höchste von Dampfloks angefahrene Bahnhof in Deutschland, seit 1992 verkehren wieder planmäßig Reisezüge hinauf. Und das auch im Winter, vor 1961 erreichten die Dampzüge lediglich im Sommerhalbjahr die "Nebelküche"
Wie bereits erwähnt ist 99 5906 seit 1996 wieder im Plandienst auf der Selketalbahn eingesetzt. Am 7.6.2012 habe ich dann eine Tour mitgemacht, dabei wurde auch zwei mal die einzigartige Wendeschleife in Stiege durchfahren. Beim Umsetzen im Bahnhof Eisfelder Talmühle entstand dann dieses Bild. Die Station selbst liegt völlig abgeschieden mitten im Wald und wird hauptsächlich als Umsteigebahnhof sowie als Ausgangspunkt für Wanderungen genutzt.
Die Bühne des ersten Wagens war auf der gesamten Fahrt nach Gernrode belegt. Ich habe meinen Platz natürlich nicht hergegeben, selbst das Mittagessen wurde im Angesicht der Dampflok verzehrt. Ob das unbedingt sein muss, mag Jeder für sich entscheiden. Mir hat's Spaß gemacht.[grin]
"Wenn Schmalspur Ihr Thema ist, dann brauchen Sie den Mittelpuffer", lautete einmal ein Werbespruch für eine Eisenbahnzeitschrift. Hier in Szene gesetzt zwischen Birkenmorr und Stiege:
Schließlich wollte ich aber doch noch etwas anderes ausprobieren, dafür bin ich dann auf die hintere Bühne des ersten Wagens gegangen. Herausgekommen ist das hier; die Unterbelichtung ist gewollt:
Die einstige Ablösung dieser Loks ist selbst schon wieder historisch. Ende der 1980er Jahre wollte die DR insgesamt 30 regelspurige Loks der Reihe V 100 auf sechsachsige Schmalspurdrehgestelle umsetzen und damit alle Dampfloks aus dem Harz (bis auf die drei genannten 99 5901, 99 6001 und 99 247) ausmustern. Die Wende und die folgende Privatisierung der Kleinbahn machte dieses Vorhaben zum Glück zunichte, und so blieb es bei 10 Maschinen. 4 Stück wurden bereits modernisiert und wieder auf Regelspurdrehgestelle zurückgebaut, 3 Weitere sind Abgestellt in Wernigerode bzw. Nordhausen vorhanden. Neben 199 861 sind daher nur noch 199 872 und 874 Einsatzfähig, Letztere erhielten für das neue Rollbocksystem "Vevey" erneut hochklappbare Regelspurpuffer, mit denen direkt an aufgebockte Güterwagen gekuppelt werden können. Eines dieser "Pufferkamele", 199 874, ist hier am 8.6.2012 in Wernigerode-Westerntor zu sehen. Die Aufnahme entstand übrigens völlig legal während einen Fotoveranstaltung.
Deutlich beliebter sind dagegen die Neubauloks, von denen LKM Babelsberg zwischen 1954 und 1956 21 Stück fertigte. 4 Loks gingen jedoch direkt in die Sowjetunion, sodass man gemeinhin auch von 17 Maschinen spricht. Belegbar sind die 4 Russenloks auch an der Nummernlücke in den Betriebsnummern. (99 245: 134022; 99 246: 134027) Derzeit sind noch 11 Maschinen betriebsbereit, wobei bald noch eine 12. hinzukommen wird. Eine von ihnen, 99 237, steht hier am 8.6.2012 im BW Wernigerode.
Einen Tag später stampft 99 243 durch das Drängetal hinauf zum Brocken. Die beinahe durchgehende Steigung von 1:30 ist ein akkustischer Hochgenuss, für die Maschinen jedoch auch nicht unbedingt gesund. Um die enorme Steigung einmal zu verdeutlichen: Geht man von einer Zuglänge von 120 Metern aus, wäre der vordere Puffer 4 (!) Meter über dem des letzten Wagens, das ist schon gewaltig. Dieses Neigungsverhältnis ist für den effektiven Bahnbetrieb ein absolutes Grenzmaß. Selbst die Richtlinien für Modellbahnen sehen eine niedrigere Steigung vor (3 % oder 1:33).
Und noch eine Aufnahme von der Harzquerbahn, hier mit dem Frühzug un 99 236 am Thumkulenkopf. Die letzten Wagen des Zuges sind noch im 58m langen Tunnel. Ich habe einmal eine neue Sichtweise ausprobiert, das "Standartmotiv" am Tunnel war mir dann doch zu "ausgelutscht"...
Manche mögen die Neubauloks nicht sonderlich, aber den meisten Eisenbahnfreunden gefallen sie. Sie sind schließlich auch der ganze Stolz der HSB. Und elegant sind sie auch, so wie hier am 7.6.2012 mit 99 235 in Hasselfelde:
Im schönsten Abendlicht ruht sich hier 99 236 in Wernigerode aus. Sie verkehrt auf Initiative ihres Planpersonals seit kurzem wieder mit ihrer alten Nummer und Spitzziffern. Auch sonst ist die Maschine sehr gut gepflegt, selbst die Kohlenschaufel oder der Ölschieber sind blitzblank! Links im Bild steht 99 234 kalt abgestellt, im Schuppen stehen noch 99 243 und ein Gasttriebwagen des DEV. Ganz rechts ist der Schmalspurbahnsteig zu erkennen, während am linken Bildrand die Überdachung des Normalspurbahnhofs zu erkennen ist.
Einen Tag eher wurde in Gernrode die eigentliche Traditionslok unter den Neubaudampfern, 99 247, verladen. Sie steht seit 1996 hier im Lokschuppen, kaum mehr rollfähig, und wurde, nachdem sie am Jubiläumswochenende in Wernigerode ausgestellt war, in diesen Tagen nach Meiningen gebracht. Sie ist damit bald die 12. betriebsfähige Neubaulok und die 10. (und leider vorerst letzte) Rekonstruierte. Da sie ursprünglich als Traditionslok vorgesehen war, behielt sie als einzige Lok im Harz ihre alte Saugluftbremse, nachdem auch für die Mallets eine passende Lösung gefunden war. Bei der anstehenen Hauptuntersuchung kommt diese jedoch raus, aber vielleicht behält sie ja zumindest ihre alten Nummernschilder. Im Hintergrund 99 5906 mit einem von 2 1989 im RAW Perleberg auf Basis alter OO-Wagen neu aufgebauten Packwagen. Der zweite ist übrigens auf Bild 9 zu sehen.
Eher wenig beachtet werden dagegen die beiden liebevoll "Dreibeine" genannten Loks 99 6101 und 99 6102. Beide Loks wurden 1914 von Henschel in Kassel gebaut und gelangten später, nach einigen Versuchfahrten, zur NWE, wo sie als Loks 6 und 7 eingereiht wurden. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass von den ansonsten fast identischen Loks eine als Nassdampfmaschine (99 6102), die andere dagegen als Heißdampflok in Betrieb ging. Natürlich gibt es diesen Unterschied auch heute noch. Zu unterscheiden sind die Loks hauptsächlich am größeren Wasserkasten der 99 6102. Diese wurde nach Privatisierung der Schmalspurbahn an den Freundeskreis Selktetalbahn e. V. abgegeben und wurde dort wieder betriebsfähig aufgearbeitet. Sie kam vor Sonderfahrten des FKS oder der HSB zum Einsatz, gelegentlich half sie auch im Plandienst der Est. Gernrode aus. Nach Fristablauf wurde die Lok 2008 nach Meiningen überführt. Bei der Eingangsuntersuchung stellte sich heraus, dass die Maschine einen neuen Kessel benötigt, was die Kosten der HU mehr als verdoppeln würde. Die HSB übernimmt diesen Betrag, unter dem Hintergrund der sehr wenigen Einsatztage, nicht, sodass die Lok derzeit in Meiningen zerlegt ist. In absehbarer Zeit soll sie zusammengesetzt und wieder in den Harz gebracht werden, natürlich ohne HU. Da der Pflegevertrag mit dem FKS mitlerweile ausgelaufen ist, und bis jetzt kein Neuer zustande kam, ist auch von hier keine große Beteiligung zu erwarten. Vielleicht erleben wir die liebevoll "Fiffi" genannte Lok aber doch irgendwann wieder unter Dampf?
Die auch gerne als "Pfiffi" bezeichnete 99 6101 ist dagegen eine Dauerleihgabe der IG HSB e. V. und noch betriebsfähig. Als traditionelle Wernigeröder "Rollbocklok" war es keine Frage, dass sie am 9.6.2012 den Fotozug aus 6 extra für das diesjährige Jubiläum aufgearbeiteten Rollböcken sowie der obligatorischen Schutz- und Bremswagen beförderte. Im "schönsten" Gegenlicht überfährt sie hier die Westerntor-Kreuzung in Wernigerode. Bei kostenpflichtigen Fotofahrten stimmt natürlich dann auch die Ausleuchtung, allerdings ergab sich für mich noch keine passende Gelegenheit.
Ebenfalls nicht vernachlässigen möchte ich die im Jubiläumsjahr eingesetzten Gastfahrzeuge. Eine Malletlok aus der selben Serie wie 99 5906 wird nach 1999 zum zweiten Mal erwartet, zusätzlich sind die beiden Gasttriebwagen T42 des DEV und der T02 der Selfkantbahn angereist. Hier stehen sie am Abend des 9.6.2012 im Bahnhof Wernigerode; Den Wasserkran brauchen sie beide nicht...
Tags zuvor wurde im Betriebswerk Wernigerode-Westerntor mit den Gasttriebwagen sowie einigen Fahrzeugen der HSB eine Fotoparade veranstaltet. Hier wurde T42 im Fast-Abendlicht aufgestellt.
Auch diese Aufstellung ist sehenswert. In der Mitte der erwähnte Triebwagen der Selfkantbahn, rechts der T3 der NWE. Diese beschaffte 1933 insgesamt 3 Gepäck- und Schlepptriebwagen, wovon lediglich der T3 überlebte. Er wurde wieder in den Ursprungszustand zurückversetzt.
Für den rationalisierten Nebenbahnverkehr auf verkehrsschwache Verbindungen beschaffte die HSB 1995 3 gebrauchte Treibwagen des Baujahres 1955. Sie wurden im RAW Halberstadt grundlegend umgebaut, den Bedrüfnissen im Harz angepasst und sogar nach der Betriebsordnung für Straßenbahnen (BOStrab) zugelassen. Die beiden baugleichen 187 011 und 013 wurden zunächst im Sauerland eingesetzt, später kamen sie zur Inselbahn Langeoog. 187 012 wurde für die Strecke Zell-Todtnau beschafft, kam dann zur WEG nach Amstetten und später ebenfalls nach Langeoog, ehe es ihn, nach der Wende, zur HSB verschlug.
Alle 3 Triebwagen sind heute Sorgenkinder im Bestand der HSB. Die Neubautriebwagen aus Wittenberge (187 015) und Halberstadt (187 016-019) reichen für den derzeitigen Planbetrieb zwar gerade so aus, jedoch wären dann keinerlei Reserven vorhanden. Aus diesem Grund will die HSB auch weiter an den 3 fast schon historischen Fahrzeugen festhalten und sie erneut modernisieren. 187 012 ist seit April wieder Einsatzfähig, der 013 wurde nach wenigen Einsatztagen im Februar 2012 erneut abgestellt. 187 011 steht dagegen seit über einem Jahr im BW Wernigerode abgestellt und befindet sich leider auch in einem dementsprechenden Zustand.
Im Bild ganz links ist 187 013 zu sehen, der, genau wie seine beiden Brüder, aufgrund seiner Form und Herkunft auch gerne als "Fichstäbchen" bezeichnet wird, Dahinter erkennt man 187 874, die für den Verschub der nicht fahrfähigen Fahrzeuge eingesetzt wurde.
Damit habe ich Euch einige der interessantesten Fahrzeuge aus dem Harzer Meterspurnetz vorgestellt, ich hoffe, meine Ausführungen haben nicht allzu sehr gelangweilt. Abschließen möchte ich meinen kleinen Bericht mit einem Größenvergleich zwischen Normal- und Schmalspurbahn in Wernigerode. Links 99 236, die ihre Wagengarnitur in die neu gebaute Wagenhalle schiebt, rechts 44 1486, die mit einem Sonderzug am 9.6.2012 nach Wernigerode kam. Ein paar Fotografen bevorzugten lieber die klassische Variante ohne Gegenlicht, die gab's bei mir auf der Fußgängerbrücke allerdings gratis dazu...
Viele Grüße,
Oli
EDIT: Wenn mein Beitrag bei den Reiseberichten besser aufgehoben ist, wäre ich den Admins dankbar, ihn dorthin zu verschieben.