Roco 43870 Karlsruher Straßenbahn

Hallo,
letzte Woche habe ich meine schöne Roco 43870 Karlsruher Straßenbahn wieder hervorgeholt und wollte sie einige Runden fahren lassen.
Leider bewegte sich ein Treibgestell nicht mehr.Der Grund hierfür war schnell gefunden, eine gebrochene Kardankugel.
Sofort habe ich bei Roco nachgesehen, ob man sie noch als Ersatzteil bestellen kann.
Leider sind die gesuchten Kardankugeln nicht mehr lieferbar gewesen, sodass ich nach einer anderen Bezugsmöglichkeit umsehen musste, die ich dann auch fand und bestellt habe.
Gestern lag der Umschlag mit den Kardankugeln im Briefkasten. Sofort nach Erhalt habe ich die Kardankugel mit Erfolg ersetzt.
Die schöne Karlsruher Straßenbahn nun fährt wieder wie damals frisch vom Händler.
Es wäre sehr ärgerlich gewesen, wenn ich diese schöne Bahn nur wegen eines in der Produktion kostenden Centartikels hätte nicht mehr einsetzen können.
Ab Werk ist sie mit einem MM2 Decoder mit Mäuseklavier ausgestattet, mit dem man nur das Licht ein .- und ausschalten kann. Eine Anfahr ,- und Bremsverzögerung hat der Decoder nicht, Man kann ihn dank 8-poliger Schnittstelle sehr leicht durch einen modernen Decoder z.B. von ESU auswechseln.

Liebe Hobbykollegen,
ich finde es schade, wenn selbst in unseren Kreisen, die es richtig wissen müßten, Fachausdrücke nachlässig oder falsch gebraucht werden.
Das Vorbild dieses Roco-Modells ist technisch gesehen ein normalspuriger Zweisystemstadtbahnwagen, der mit 15 kV Wechselstrom oder 750 V Gleichstrom fahren kann. Rechtlich gesehen ist es ein Eisenbahntriebwagen, wenn es auf nach der Eisenbahn-Bau-und Betriebsordnung betriebenen Strecken verkehrt, und ein Straßenbahntriebwagen, wenn es auf nach der Bau-und Betriebsordnung für Straßenbahnen betriebenen Strecken verkehrt. Alles klar?
Ich finde, in unserem Hobby ist der rechtliche Aspekt vernachlässigbar, uns Modellbahnern ist doch die äußere Anmutung wichtig.
Ein Vorbildfoto und technische Daten sind hier: https://www.avg.info/geschaeftskunden/fahrzeuge/gt8-100c2s.html
Triebwagen 832 befindet sich im BO-Strab-Bereich des Bahnhofs Karlsruhe-Durlach.
Leider fehlt dem Modell das oberhalb der Zielbeschilderung angeordnete dritte Spitzenlicht, das in beiden Betriebsformen bei Dunkelheit leuchtet.
Was an dem Modell leuchtet sind die Scheinwerfer nach BO Strab, während jeweils daneben die Stirnlampen nach EBO liegen. Wegen besserer Erkennbarkeit im Straßenverkehr fahren Straßen- und Stadtbahnen seit etwa 25 Jahren auch am Tag mit eingeschalteten Scheinwerfern.
Nicht im Modell dargestellt sind die Rückleuchten, die auf EBO-Strecken nur am letzten Wagen des Zuges bei Tag und Nacht leuchten und den Zugschluß darstellen, sowie die nach BO Strab vorgeschriebenen Bremslichter. Eine alle Betriebsarten wiedergebende vollständige Beleuchtung, das wäre eine Herausforderung für den Digitalbastler!
Die klobigen Plastikklötze anstelle einer funktionstüchtigen Scharfenbergkupplung sind unmöglich, solche gab es schon Mitte der 50er Jahre an den Hamo-Straßenbahnmodellen, 40 Jahre vor dem Roco-Modell! Und selbst Roco hatte welche entwickelt für den TEE-Dieseltriebzug Baureihe 601. Die Vorbilder der Zweisystemstadtbahnwagen werden ständig im laufenden Betrieb zu Zugverbänden vereinigt und wieder getrennt, es ist eine Frechheit gegenüber den Kunden, diese Möglichkeit beim Modell nicht serienmäßig anzubieten. Ein Zweiwagenzug erreicht die nach BO Strab zulässige Länge von 75 Metern.
Eine automatische Anfahr- und Bremsverzögerung wäre vorbildwidrig, der Triebfahrzeugführer bestimmt die Stärke der Beschleunigung oder Bremsung direkt durch die Auslenkung des Sollwertgebers aus der Nullstellung, das gleiche macht der Modellbahner durch Drehen des Fahrreglers.
Die äußere Form des Vorbilds ist übrigens vom Stadtbahnwagen B abgeleitet, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Stadtbahnwagen_Typ_B
Ob man sie schön findet ist Geschmackssache, es ist jedenfalls eines der letzten Beispiele der seit den 50er Jahren üblichen Bauweise aus selbsttragenden Röhren mit in dicken Gummiwülsten gefaßten Scheiben.
Leider hat sich meines Wissens bisher kein Modellbahnhersteller für die beiden Nachfolgetypen Karlsruher Zweisystemwagen erwärmen können. Das einzige, was ich davon bisher angeboten gesehen habe, sind eher rustikal aus Messingblech geklempnerte Stücke, die man auf der Seite
http://modelytramvaji.websnadno.cz/Nemecko173.html ganz unten unter den Bezeichnungen Karlsruhe GT8-100D/2S-M und Karlsruhe Flexity Swift findet.
Für den einen oder anderen könnten diese aus gehörigem Abstand vielleicht als Modelle durchgehen.
Die anderen deutschen Zweisystemstadtbahnwagen der Saarbahn Saarbrücken und der Regiotram Kassel hat Halling herausgebracht, siehe
https://shop.ferro-train.com/hallingShop/product/home/nahverkehr/deutschland/kassel
Der Saarbahnwagen ist anscheinend nicht mehr im Programm.
Es grüßt freundlich Trambino, der den Übergangsbereich zwischen Straßenbahn und Eisenbahn von je her ganz besonders reizvoll findet

Ein Verwandtenbesuch in Karlsruhe ermöglichte mir die Aufnahme eines Vorbildfotos vom hintersten Bahnsteig des Karlsruher Hauptbahnhofs am 1. August 2020:

Zwischen den beiden Doppelstockzügen der Deutschen Bahn wirkt der Zweisystemtriebwagen recht zierlich, was sein Modell gerade für den Einsatz auf H0-Heimanlagen prädestiniert im Gegensatz zu einem Intercity. Ein für einen vorbildgerecht langen IC ausreichender Bahnsteig ließe bei den meisten kaum noch Platz für eine glaubwürdige Fahrstrecke.
Ich bin zwar kein Freund von Reklame auf Schienenfahrzeugen, weder beim Vorbild noch bei meinen Modellen, aber die Werbung für den Karlsruher Zoo auf Triebwagen 812 sieht vergleichsweise freundlich aus. Laut Herrn Hödl, dem Inhaber von https://www.hoedl-linie8.de/index.php , verkaufen sich Modelle mit Reklame besser als solche in Betriebslackierung, sie überwiegen auch in den Abbildungen auf dieser Seite. Roco hat sein H0-Modell des Kölner Düwag-Einrichtungs-Straßenbahntriebwagens seit 40 Jahren in immer neuen Farbvarianten herausgebracht, auch von Verkehrsbetrieben, deren Wagen nur sehr entfernte Ähnlichkeit mit dem Kölner Typ hatten, oder völlig vorbildfrei. Durch diese hohe Verfügbarkeit, meistens war es die einzige angebotene H0-Straßenbahn mit Antrieb in normalen Modelleisenbahngeschäften, wurde dieses zum mit Abstand meistverkauften Straßenbahnmodell. Daher wundere ich mich, daß Roco den Karlsruher Zweisystemwagen nie wieder aufgelegt hat, eine verbesserte Ausführung z. B. nach dem Vorbild von Triebwagen 812, mit Aufklebern, um Wagennnummer und Zielbeschilderung nach Wunsch ändern zu können, funktionstüchtigen Kupplungen usw. müßte sich eigentlich verkaufen lassen. Derzeit ist dieser Fahrzeugtyp bis auf vier nach Unfall- bzw. Brandschäden verschrottete Wagen noch im Betriebseinsatz, Roco sollte nicht warten, bis das in einigen Jahren vorbei ist, meint
Trambino