Kleinbahn D 78 ÖBB

Hallo zusammen

Hergestellt um Drehscheibengebühren im Ausland zu sparen verkehrte die Lok trotzdem meist im Inlandverkehr.







LG
-Bruno

Grüß Gott,

vielleicht sollte man für die "Nichteingeweihten" erläutern, was es mit der Baureihen-Beschriftung auf sich hat. Abgeliefert wurde die Lok an die BBÖ als 729.02, daraus machte die Grossdeutsche Reichsbahn nach dem Anschluss eine Baureihe 78.6, also wurde sie dann zur DR 78 602. (DR ist ohne Punkt!)
Nach dem Krieg blieb die ÖBB im wesentlichen bei den Bezeichnungen der Reichsbahn, dann war sie eine ÖBB 78.602 (BBÖ und ÖBB mit Punkt!)

Nette Grüße

Volker

Kleinbahn-Märklinist

Hallo Volker

Danke für die Erklärungen, als Schweizer waren mir diese Umstände unbekannt!

Als Dank hier noch ein paar Bilder der Lok.
(Zum Rückwärtsfahren wurde sie ja auch konzipiert)







LG aus der Schweiz
-Bruno

Grüß Gott,

danke für die schönen Bilder. Ich habe näturlich auch eine solche Lok, meine ist aber als 78.6 beschriftet und hat ein schwarzes Fahrwerk.

Diese Baureihe verdient, dass man sich etwas näher mit ihr befasst. Sie war in den dreißiger Jahren eine sehr moderne Konstruktion. Nach dem Anschluß 1938 liess die DEUTSCHE REICHSBAHN die numehrige 78.6 zunächst sogar weiter bauen. Wahrscheinlich war die Produktion der Lok bereits ziemlich fortgeschritten.

Das Reichsbahn-Zentralamt in Berlin-Grunewald hat sich in Folge mit den modernen Loks österreichischer Bauart beschäftigt (114/214, 378 und 729). Diese erschienen den Preußen fremd und waren es wohl auch. Denn in Österreich herrschte bisher Linksverkehr (auch auf der Straße!) und folglich war die Anordnung der Aggregate den Berliner Personale ungewohnt. Zudem waren die Loks nur für mindere Achsdrücke ausgelegt, denn der Oberbau auf den Heimatstrecken vertrug eben nicht mehr. Kessel und Feuerbüchse waren für mindere Kohle-Qualitäten entwickelt (oberschlesische oder Ruhrkohle hatten die BBÖ nicht) worden und als Tüpfelchen auf dem I waren die Loks mit der völlig ungewohnten Lentz-Ventilsteuerung ausgestattet.

Die Antipathie gegen das Ungewohnte führte dann zur (unberechtigten) Abqualifizierung dieser Baureihen. Was man schon an ihrer Einordnung ins reichsdeutsche Nummernschema erkennen kann. Die Baureihe 78 war nämlich die Länderbahn 2 C 2. Somit kam die 729 in einen Topf mit mindestens 20 Jahre älteren Preussen-Loks.

Die Einheitslok mit der Achsfolge 2 C 2 trägt hingegen die Baureihen-Nummer 62. Dort hätte man die moderne 729 auch einreihen können.

Zum Kleinbahn-Modell: Es gibt diese Baureihe ausschliesslich von Kleinbahn. Klein MB hatte sie kurzzeitig optisch überarbeitet angeboten. Den Modellbahn-Herstellen gehen doch angeblich die Vorbilder aus. Wie wäre es denn mit einer 729er als Neukonstruktion in zeitgemässer Ausführung?

Die ehemaligen 35er, (1)56er, 77er von Klein Modellbahn sollte Roco nach dem Dorftrottel ebenfalls wieder neu erstehen lassen. Eine noch nie dagewesene (1)33er wäre mir auch sehr willkommen. (Baureihen nach deutscher Bezeichnung)

Dampfende Grüße

Volker

Hallo liebe Spassbahner,

nachdem Volker so schön das Vorbild beschrieben hat, möchte ich auch meine, noch in der Umbauphase befindliche Lok dieser Reihe zeigen. Wer noch weitergehende Informationen möchte, dem empfehle ich das Buch "Die Ära nach Golsdorf" erschienen im Verlag Slezak - Wien. Autor Giesl-Gieslingen, genau, der Erfinder des Giesl-Ejektors - auf den wartet meine 78.6 bzw. 729 noch... Ebonso müssen noch der Dampf- und Sanddom erhöht werden. Aber zuerst standen die Windleitbleche und der Einbau von Zusatzgewicht auf der Tagesordnung.



Hier ersteinmal die "Breitseite"



Ein schöner Rücken kann auch entzücken...



Von oben und schräg von Vorne





Das Innenleben mit Zusatzgewichten.



Ausfahrt aus einem Bahnhof im Ennstal, mit "Städtschnellzugwagen" - vielleicht als Treibwagenersatz...



etwas mehr von der Nähe



nochmal von Hinten, diesmal mit Zug



...und als Abschlu von Vorne.

Ach ja, von Lemaco gab`s einmal eine perfekte Modellumsetzung - aber aus Budgetgründen war bei mir das KB-Modell erste Wahl. Ich erstand Sie auf einer Börse für 20 Euro... ohne Schachtel, aber der Verkäufer wollte Sie los werden - Glück für mich.

Ach ja, Sie ist nur 1:90 verkürzt! Das ist verschmerzbar Das Modell ist eine gute Basis für Superungen und Umbauten.

Viele Grüße

Christian

Hallo Christian,

die 78.6 ist immer eine Betrachtung wert. Sie war eine sehr moderne Konstruktion und ist über 20 Jahre jünger als die ebenfalls in die 78 eingereihte Preussenlok. Sie hat eine Lentz-Ventilsteuerung.

Klein Modellbahn hat sie ebenfalls kurz im Programm gehabt und -so wie Du- mit Windleitblechen ausgestattet. So wirkt sie sehr elegant. Der Giesl-Rauchfang steht ihr ebenfalls gut zu Gesicht.

Ich habe meine auch für kleines Geld gebraucht gekauft und sie anschliessend "märklinisiert". Der Vorbesitzer hatte sie allerdings bereits umbeschriftet und eine 78.6 daraus gemacht. Meine hat ein schwarzes Fahrwerk.

Gruß

Volker

Die Kleinbahn 78-er ist natürlich ein beliebtes Umbauobjekt,da sie an sich gut gelungen ist und sich die Verkürzung im Rahmen hält.Allerdings ist das Modell von Klein Modellbahn wesentlich schöner gewesen,da dieses die durchbrochenen Räder der 77-er hatte,und dadurch bereits wesentlich realistischer wirkte.Ich habe ja auch eine Lok umgebaut,wobei ich mir die Räder und LED-Laternen der 77-er von Klein Modellbahn besorgte.Leider gibt es diese Firma nicht mehr,sodaß ein Umbau einer Kleinbahn 78-er heute schon viel schwieriger ist.Ich habe von diesem Umbau noch aus Kunststoff gegossenen höhere Dampfdome übrig,also wer sowas brauchen kann,ich gebe sie gerne gegen Ersatz der Versandkosten her.Bilder davon im Folgenden:

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Grüße
Edwin

Hallo,

ich möchte mal einige Gedanken sagen bzw. versuchen, was richtig zu stellen:

Das Reichsbahnzentralamt, Hauptabteilung Maschinenwirtschaft hatte keine pauschale Abneigung gegen "ausländische" Lokomotiven. Vergleicht mal die Schnellzugloks der PKP Baureihe Pt31. Die wurden in größeren Stückzahlen als 19.1 bezeichnet ins Bw Hof (Saale) umbeheimatet und ersetzten dort die 01. Die Lokführer sollen nach Kriegsende Sturmgelaufen sein, als die Weisung kam diese gelungenen 1`D´1 Maschinen abzustellen (Splittergattung) und wieder 01 zu fahren. Im Gebirge ist halt eine vierfach gekuppelte Maschine besser. Meßfahrten ergaben, daß die Pt31 der 03 weit überlegen war. Nicht ohne Grund hatten die Maschinen von den polnischen Lokführern den Kosenamen "Petruschka" (Pt, eben verweiblicht) bekommen. Die Weiterentwicklung dieser Baureihe mündete dann in der bekannten Pt47.
Ähnlich verhielt es sich mit der 214 der BBÖ (DR dann Baureihe 12). Sie wurde auch in größerem Rahmen eingesetzt, als vorher, denn die Durchläufe wurden z.B. bis Regensburg ausgedehnt.
Vielmehr sah man in Berlin ein, daß man mit den 2`C´1 Zwillingsschnellzugloks der Einheitsbauart 01 und 03 eben nicht alles abdecken konnte, wie man erhoffte. Daher baute man dann die Drillinge 01.10 und 03.10. Die Baureihen 19.0 (sächsische XX HV) und die 39 (P10, eigentlich eine Personenzuglok...) blieben trotz der Einheitsloks in den angestammten Dienstplänen als "Gebirgsschnellzugloks".
Was die Einnummerierung als 78.6 betrifft, ist das keine Abwertung, denn das Baureihensystem war so aufgebaut:
Schnellzugloks
01 - 10 Einheitsbauart
11 - 19 Länderbauart und Sonstige
Personenzugloks
20 - 29 Einheitsbauart
30 - 39 Länderbauart und Sonstige
Güterzugloks
40 - 49 Einheitsbauart
50 - 59 Länderbauart und Sonstige (warum man die 50 nicht als 46 nummerierte und die 52 dann ebenso, wird niemand mehr klären können)
Personenzugtenderloks
60 - 69 Einheitsbauart
70 - 79 Länderbauart und Sonstige
usw.
Also war es folgerichtig die Maschinen bei der Baureihe 78 unterzubringen, was nichts mit der preußischen T18 zu tun hat. Allerdings wurden mit der tschechischen 464.0 mit der Einnummerierung als 68.0 abgewichen, da für eine 2´D´2 Bauart angeblich kein Platz mehr im System war. Warum man aber da nicht die Baureihe 79 belegte, wie dann nach dem Krieg mit der französischen 2`D´2 als 79 1001 bei der DR ist auch wieder so ein Kuriosum, denn die zwei alten Meyerloks der früheren Geniglich Sächschen Sdaadsbaohn, die auf den Namen 79 001 und 002 hörten, waren längst in den ewigen Jagdgründen gelandet...

Was ich damit unter dem Strich sagen möchte, ist das man aus der Einnummerierung einer Lok keinerlei Ableitungen zur Qualität der Maschinen machen kann.

Euer Pikologe